Diebus illis

S. Petri Canisii Confessoris et Doctoris Ecclesiæ

Ioannes Georgius Bertram (Hansjürgen Bertram, * 1937)

Lateinisch:

Diebus illis haud secus ac novis
indifferenti eheu! grege præsulum,
errantibus per torrida agnis
pastor ubi bonus invenitur?

Labante rixis orbe vetus fides
contempta languet cedere iam novæ
prave coacta est, pacis urbi
nullus adest animosus Hector.

Festinat audax tingere patriam
nostram venenis hæresis hydrea.
Sed unus exstitit peritus
pellere mille canes precando

Et prædicando fortiter et suis
rebus patrandis verus apostolus,
Germaniæ servator alter
præsidium fideique veræ.

Impleta plane vita laboribus
fluxit parato spurcitias pati
iniurias nullis rependens
conviciis odio vel acri.

Inane honorum, prorsus inutile est
laudare cursum, cuius erat frui
ascetica cum disciplina
militia duce amore Christi.

Tot instituta et tot celebres scholas
tam clericales quam data laicis
struit lycaea inauguratque,
erudit, elevat educandos.

Ad Christianam composito pio
libro catechismi a satanæ dolis
et fraude doctrinam tuendam
de patria meritus triumphum

patrum cis Alpes primus et optimus
pestis moratur virus edacius.
Menti tenaci rite cœpta
eveniunt bene prospereque.

Ieiuna lux et pervigilata nox,
iter molestum, curia principum
victusque simplex absque luxu,
pauperibus manus usque aperta,

tranquilla vero torta tumultibus,
tranquilla mens est omnivago viro:
Ignatiano more iungit
firmum animum pietatis igni.

Modestia, qua, Sancta Trias, magis
gaudes tuorum quam sophia putri
mundi, Pater Filique Flamen,
summa per hunc tibi laus magistrum!

Amen

Deutsch:

In jenen Tagen wie in den unsern auch
macht sich die Lauheit mächtig im Klerus breit,
die Schäflein irren durch die Wüste.
Ist irgendwo noch ein Hirt, ein guter?

Der Erdkreis wankt, der Glaube der Väter weicht
verhöhnt dem neuen, kümmert wie siech dahin,
erliegt dem Zwang. Kein Held wie Hektor
stürmt in den Kampf für die Stadt des Friedens.

Mit ihren Giften sucht sie das Vaterland
zu tränken, sie, die Irrlehre, schlangengleich.
Doch damals trat ein Mann hervor, der
Hunde zu Tausenden in die Flucht schlug

durch sein Gebet, durch Predigt und tapfres Stehn
in seinen Pflichten, wahrlich, apostelgleich,
genannt der zweite Retter Deutschlands,
Schutzwehr und Bollwerk des wahren Glaubens.

In Müh' und Arbeit floß ihm das Leben hin.
Schimpf zu erleiden, war er seit je gewöhnt,
Doch nie vergalt er Schmach und Schmähung
mit eines Scheltworts Gehässigkeiten.

Die Ämterlaufbahn hier zu beschreiben, wär
gedroschnes Stroh bei ihm, der nur dies genoß,
mit Leibeszucht und Seelenstärke
Christi Soldat sein in treuer Liebe.

Er gründet Schulen und Institute viel
wie für den Klerus so für das schlichte Volk,
läßt Lehranstalten baun und bildet
Zöglinge aus und erhebt die Herzen.

Zum Schutz der Christenlehre vor Satans List
und Trug verfaßt er ein Katechesebuch,
macht sich ums Vaterland verdient und
wäre wohl eines Triumphzugs würdig.

Der Väter erster und bester im deutschen Land,
bringt die gefräß'ge Seuche zum Stillstand, führt,
was er mit Zähigkeit begonnen,
wie es sich schickt, mit Erfolg zu Ende.

Tagsüber fastend, manche durchwachte Nacht,
der Reisen Mühsal, Einsatz am Fürstenhof,
einfachstes Leben, feind dem Luxus,
doch für die Armen die Hand stets offen.

Vom Weltgetümmel über das Maß bedrängt,
bleibt seine Seele ruhig, wohin er kommt,
weiß jesuitisch zu verbinden
standhaften Sinn mit des Glaubens Feuer.

Der Deinen Demut, Heilge Dreifaltigkeit,
erfreut Dich mehr als all diese modrige
Weisheit der Welt. Sei durch den Lehrer
Vater und Sohn und Geist hochgepriesen!

Amen.

Deutsch von Hansjürgen Bertram

fontes

Die lateinische Hymne wie auch die deutsche Übertragung derselben, die der Verfasser selbst vorgenommen hat, wird hier zum ersten Mal veröffentlicht.

Lateinische Hymnen des Verfassers sind auch in folgenden Veröffentlichungen zu finden: Ioannes Georgius Bertram (Hansjürgen Bertram), Hymnarium Suppletivum. Hymni sacri qui in Breviario Romano desunt. 2009

Weitere Hymnen mit deutschen Übersetzungen auch in:
Una voce-Korrespondenz 41 (2011), Heft 2, S. 197 - 204, Teil 1
Una voce-Korrespondenz 41 (2011), Heft 3, S. 275 - 286, Teil 2

Das "Hymnarium Suppletivum" ist beim Verfasser erhältlich (Preis Euro 8,00 plus Versandkosten): Hansjürgen Bertram, Leyler Weg 21, 56656 Brohl-Lützing

Eine neue Sammlung der lateinischen Hymnen (70) mit deutscher Übersetzung von Hansjürgen Bertram wird im Mai 2017 erscheinen: Hymnarium. Hymni sacri recentiores. ca. 213 S., ca. Euro 17,00 (broschiert). - Bestellungen können ab sofort beim Verfasser erfolgen (s.o.)

scholia/marginalia

Gedenktag des Heiligen ist der 27. April.

Bei der Veröffentlichung der beiden Hymnen "O gente felix hospita" und "O lux beata caelitum" von Papst Leo XIII. (1810 – 1903), die zu den jüngsten Hymnen im Breviarium Romanum gehören, wurden diese hier im "Hymnarium" als ein eindrückliches Beispiel dafür genannt, dass auch in neuerer Zeit kirchliche lateinische Hymnendichtung nicht nur denkbar, sondern möglich ist, selbst im Schatten scheinbar übermächtiger Vorbilder.

Hintergrund dieser Feststellung war die Erwartung, dass irgendwann eine Besinnung auf die ehrwürdige lateinische Sprache und ihre Bedeutung für die Liturgie erfolgen möchte, welche das Konzil ausdrücklich gewünscht hat und die noch immer die offizielle Kirchensprache ist (cf. Apostolische Konstitution "de latinitatis studio provehendo" Veterum sapientia von Papst Johannes XXIII. sowie das Motu proprio Latina Lingua von Benedikt XVI.)

Nun hat rund hundert Jahre nach dem Tod von Papst Leo XIII. Hansjürgen Bertram eine grössere Zahl beeindruckender Hymnen in lateinischer Sprache vorgelegt (2009), die im Breviarium Romanum "fehlen" (Hymni sacri qui in Breviario Romano desunt).

Papst Benedikt XVI. scheint von diesen Hymnen, als sie ihm vorgelegt wurden, angetan gewesen zu sein, verfügte er doch, wie aus einem Brief des Secretaria Status. Sectio pro generalibus negotiis vom 20. Oktober 2009 hervorgeht, dass sie der "Heiligen Kongregation für den Gottesdienst" vorgelegt würden (Quod attinet ad hymnarium vel hymnorum novorum collectionem, Congregationi Pro Cultu Divino exemplar Tuum Ipse proponere dignabitur diligenti iudicio perpendendum, si qui Breviario translaticio queant inseri, potissimum quos in honorem Sanctorum novorum panxisti, quod tamen ne praeveniatur, enixe commonet.).

In Zeiten allerdings, da den Vertretern der Kirche der Sinn für sakrale und liturgische Sprache abhanden gekommen ist, da es ihnen förmlich die Sprache verschlagen hat, sie nicht in der Lage sind die lateinische Rücktrittserklärung des Papstes zu verstehen und sie Zuflucht zum Jargon der Strasse nehmen, besteht wenig Hoffnung, dass eine solche Kongregation den Schatz erkennt, der ihr zugeleitet wurde und in ihm ein Beispiel und Vorbild erkennt, um die Sprachlosigkeit zu überwinden.

Der Verfasser der lateinischen Hymnen hat einige von ihnen unter Beibehaltung der metrischen Form in die deutsche Sprache übertragen, und es ist vorgesehen, dass weitere Übersetzungen folgen.

Das Spektrum dieser "neuen" Hymnen ist erstaunlich groß und vielfältig; es reicht von Heiligen wie Ephräm dem Syrer, Augustinus, Bonifatius, Bernhard von Clairvaux, Elisabeth von Thüringen bis zu Thomas Morus, Paulus Miki von Nagasaki, dem Pfarrer von Ars, zum seligen Kardinal John Henry Newman und den Heiligen neuerer Zeit wie Maria Goretti, Charles de Foucauld, Mutter Teresa, Maximilian Kolbe und Edith Stein.

Auch eine Hymne auf József Kardinal Mindszenty, dessen Seligsprechungsverfahren angestrebt wird, und eine Hymne auf Papst Pius XII., desssen Seligsprechungsverfahren eingeleitet ist und dessen Gedenken dieser kleine Band gewidmet ist (Beatae memoriae Sanctitatis suae Pii Papae XIIi Pontificis Maximi Regiminis pro temporum adversatibus Fausti et benedicti), liegen vor.

Petrus Canisius

Petrus Canisius, geboren am 8. Mai 1521 als ‚Peter de Hondt‘ im damals zum Herzogtum Geldern und der Diözese Köln geborenen Nimwegen, gestorben 1597 im schweizerischen Freiburg, wird zu Recht als „zweiter Apostel der Deutschen“ nach dem hl. Bonifatius bezeichnet. Als einer der ersten Angehörigen des 1534 gegründeten Jesuitenordens war er eine der herausragenden Gestalten der Gegenreformation im gesamten deutschsprachigen Raum. Der Schwerpunkt seines Wirkens lag in Süddeutschland. Als einer der Vertreter des Bistums Augsburg war Petrus Canisius Teilnehmer am Konzil von Trient, später wirkte er als Professor und Universitätsrektor in Ingolstadt und Wien, danach als Domprediger in Augsburg. Sein Hauptwerk ist der große Katechismus, der erstmals 1550 unter dem Titel Summa Doctrinæ Christianæ herauskam; er bestimmte auf Jahrhunderte – genau genommen bis zum zweiten vatikanischen Konzil – Inhalt und Form der Glaubensunterrichtung im deutschsprachigen Raum. Während die große lateinische Ausgabe als Handbuch für Theologen und Bischöfe gedacht war, richtete sich eine einbändige Version in deutscher Sprache an den unteren Klerus und die Lehrerschaft. Eine nur 50 Seiten umfassende Basisfassung, die für wenige Pfennige vertrieben wurde, erreichte in hunderttausenden Exemplaren das ganze katholische Volk.

Petrus Canisius wurde 1864 wurde selig und 1925 von Pius XI. heiliggesprochen und zum Kirchenlehrer erhoben. Die Bezeichnung als „Zweiter Apostel der Deutschen“ geht auf Leos XIII. Enzyklika Militantis ecclesiæ von 1897 zum 300. Todestag des großen Glaubensverkünders zurück.

metrum

Versmaß: metrum Alcaicum (alkäische Strophe)

Kontakt/ImpressumDatenschutz