In festo (sc. introducendo) Pii XII Pp. et Conf.
Geschrieben von: Bertram
Am (freilich einzuführenden) Festtag des Papstes Pius XII. Papst und Bekenner
Ioannes Georgius Bertram (Hansjürgen Bertram, *1937)
Lateinisch:
Divinis modulis barbitos incinat
carmen Castalium conditum, ut audeat
Pastorem Angelicum pangere nobilem,
fulgens pontificum decus!
Unctus sanctificæ chrismate gratiæ
æterno solio Christicolas regens
incensique sacri nubibus obrutus
scit regnare triregnifer.
Verbo, lege, piis ac precibus docet,
exemplo proprio more regit suos,
lautas encyclicas dans et homilias
mentes erigit ad Deum.
Indefessus agit causam ovium undique
pressarum horrifico tempore bellico,
constat, perstat, adest, admonet, obsecrat
terrorum indomitos duces.
Qui, quod gente sua deterius putant,
exstirpare student ceu mala germina,
tortorum mala dum contremit, os tacet,
ut vitet scelus acrius.
Audacique operans, ut potuit, manu,
quotcumque et potuit, cœnobiis locat,
fauce ex terrifica prodigii feri
sescentasque animas rapit.
Salvæ stragibus his atque superstites
quot voces celebrant pontificem pium
gratusque Eugenii nomine mergitur
rabbinus sub aqua sacra!
Elatum citharis, dum viguit, virum
post mortem assequitur fœda calumnia.
Sed mendacium humi sternet et opprimet
surgens carcere veritas.
Qui sublime tuum, Mater amabilis,
auxit voce decus dogmatis ultimi,
votis præcipuis annue supplicum,
des altaria scandere,*
Qui veraciter hic, qui vice Filii
regnavit, fac eum participem tui
æterni iubaris, quo Pater et tuus
Natus Flamine congruunt!
Amen.
* post canonizationem:
Qui sublime tuum, Mater amabilis,
auxit voce decus dogmatis ultimi,
favisti precibus grata petentium,
tandem altaria scanderet.
Deutsch:
Himmlisch tönenden Klangs stimm‘ die Theorbe an
ein kastalisches Lied zu jenes Edlen Preis,
jenes Hirten voll Huld, wahrlich den Engeln gleich,
der die Krone der Päpste war.
Mit dem heiligen Öl göttlicher Gnad‘ gesalbt,
hoch vom Ewigen Stuhl lenkend die Christenheit,
von des Weihrauchs geballt dichtem Gewölk umwallt,
herrscht er in der Tiara Pracht.
Wort, Gebot und Gebet ist seiner Lehre Weg.
Eignes Beispiel ist Maß, das seine Treuen formt,
mit Enzykliken und Predigten nährt er sie
und erhebt ihren Geist zu Gott.
Unermüdlich im Kampf für seiner Schäflein Recht,
die mit grimmiger Wucht wütend der Krieg bedräut,
steht er standhaft, steht bei, mahnt und beschwört die maß-
losen Schürer des Weltenbrands.
Die, was unter dem Volk wuchernd wie Unkraut wächst,
auszurotten sich mühn, da’s ihnen schädlich scheint,
zu der Mörder Vergehn schaudert und schweigt sein Mund,
daß nicht Ärgeres noch geschieht.
Dort jedoch, wo er kann, wirkt er mit kühner Hand,
birgt in Klöstern soviel Seelen er nur vermag,
eine zahllose Schar, die er in Heimlichkeit
aus dem Rachen des Scheusals reißt.
Die das Schreckensgeschehn heil überlebten, all
ein vielstimmiger Chor, der seinen Retter preist,
mit Roms Rabbi, der sich dankbar Eugenio nennt
und zur Taufe sich willig neigt!
Hochgefeiert, solang Papst er auf Erden war,
fällt ihn nach seinem Tod böse Verleumdung an.
Doch die Lüge erliegt, schmählich im Staub zermalmt,
wenn die Wahrheit die Ketten sprengt.
Der da feierlich Dir, liebreiche Mutter du,
deine Zierde vermehrt mit jenem Glaubenssatz
als dem letzten bisher, hör‘ unser dringlich Flehn:
Heb‘ ihn zu der Altäre Ruhm!*
Stellvertreter fürwahr, wirklicher, deines Sohns,
Papst und König zugleich, gib ihm an Deinem Glanz
ewigen Anteil im Licht, darinnen Vater und
Sohn und Geist eine Einheit sind.
Amen
* Nach der Heiligsprechung:
Der da feierlich Dir, liebreiche Mutter du,
deine Zierde vermehrt mit jenem Glaubenssatz
als dem letzten bisher, hast unser Flehn erhört,
hobst ihn zu der Altäre Ruhm!
Deutsch von Hans Jürgen Bertram
fontes
Ioannes Georgius Bertram (Hansjürgen Bertram), Hymnarium Suppletivum. Hymni sacri qui in Breviario Romano desunt. 2009, S. 63
Die vorliegende lateinische Fassung der Hymne wurde gegenüber der früher publizierten erweitert. Die Übertragung dieser Hymne, die der Verfasser selbst vorgenommen hat, wird hier zum ersten Mal veröffentlicht.
Das "Hymnarium Suppletivum" ist beim Verfasser erhältlich (Preis Euro 8,00 plus Versandkosten): Hansjürgen Bertram, Leyler Weg 21, 56656 Brohl-Lützing
Weitere Hymnen mit deutschen Übersetzungen auch in:
Una voce-Korrespondenz 41 (2011), Heft 2, S. 197 - 204, Teil 1
Una voce-Korrespondenz 41 (2011), Heft 3, S. 275 - 286, Teil 2
scholia / marginalia
Pius XII., Eugenio Pacelli (2. März 1876 - 9. Oktober 1958). Eugenio Pacelli wurde 1929 von Pius XI. zum Kardinal erhoben und kurz darauf 1930 zum Kardinalstaatssekretär ernannt.
Nach dem Tod von Pius XI. wurde er am 2. März 1939 zum Papst gewählt, und versah dieses Amt bis zu seinem Tod am 9. Oktober 1958. Im Laufe seiner Amtszeit wurde er zum "Inbegriff des römischen Papstums".
Als Kardinalstaatsekretär gab er der Enzyklika "Mit brennender Sorge" (1937) die endgültige Fassung. Als Lenker und Lehrer der Kirche verfasste er in seiner Amtszeit über vierzig Enzykliken. Darunter so bedeutende wie "Mystici corporis" (zur Kirche), "Divino afflante spiritu" (zur Bibel), "Mediator Dei" (zur Liturgie), "Humani generis" (zu modernen philosophischen und theologischen Thesen), "Auspicia quaedam" (zur Lösung des Palästinaproblems), "Sempiternus rex Christus" (zum 1500. Jahrestag des Konzils von Kalkedon), "Doctor mellifluus" (zum 800. Todestag des Heiligen Bernhard von Clairvaux), "Ecclesiae fastos" (zum 1200. Todestag des Heiligen Bonifatius).
Papst Pius XII. ist einer der größten und bedeutendsten Päpste der Neuzeit.
Reinhold Schneider berichtet von seiner Begegnung mit diesem Papst:
"In Rom wurde mir die Gnade einer Privataudienz zuteil. Ich bin noch nie einem Menschen begegnet, der in solchem Maße bis zur völligen Transparenz Seele war - und zugleich Gestalt der Gnade. Alle Bilder bleiben weit hinter der erhabenen Durchsichtigkeit der Erscheinung zurück. Vor einer solchen Persönlichkeit ist man einfach beschämt, und so war es mir auch nicht möglich, etwas zu sagen, das für den gütig Zuhörenden von Wert hätte sein können."
Brief an Anna von König, Freiburg, 30. März 1941
(Reinhold Schneider, Leben und Werk im Bild. Von Edwin Maria Landau u.a.. In Selbstzeugnissen und Dokumenten. Frankfurt a.M.: Insel, 1977, S. 107)
"Das Gespräch ging um die Zeit. Ich wagte es, die Hoffnung auf einen Wandel von innen anzusprechen. Rom war umschnürt. Der Heilige Vater blickte empor. "Aber die Macht!" Die Begegnung erschütterte mich tief. Ich war vor einem Manne gestanden, den das Amt völlig durchdrungen, durchgeistigt hatte. Er schien mir nur noch Amt zu sein, als starke Persönlichkeit in Außerpersönliche erhoben, ein Mensch wie ein Lichtstrahl. Hinter ihm düsterte die Nacht, und ich glaubte zu ahnen, daß er den Blick in Schrecklich-Künftiges getan habe und ihn die Trauer um dieses beschwere. Zugleich beruhigte mich das Dasein des Amtes unendlich. Es war leibhaftig da. Und es wird da sein bis zum Ende.
(Reinhold Schneider, Verhüllter Tag. Köln, Olten: Jakob Hegner, 1954, S. 172f.)
Diese Zeilen lösen größte Betroffenheit und tiefe Erschütterung aus, weil damit der Abstand zum Heute klar in Erscheinung tritt. Was Reinhold Schneider hier über das Amt des Papstes sagt, ist genau das, wovon man heute nicht sprechen könnte und was die frustrierte Christenheit so sehr vermisst. Bei Pius XII. kamen Person und Amt vollkommen zur Deckung und gingen ineinander auf, ihn hatte "das Amt völlig durchdrungen, durchgeistigt".
Von seinem heutigen Nachfolger kann man das nicht sagen, die Person ist alles, statt das Amt erfüllen, wird mit es Füssen getreten, und mit Schuhen.
Statt die Kirche zu lenken und statt zu lehren, wie das Pius XII. mit seinem mehr als vierzig Enzykliken getan hatte, entzieht sich der Nachfolger den Verpflichtungen des Lehramtes, verstört die Christenheit mit "Karnickel-Reden" und Sottisen über das „würdevolle Schlagen von Kindern“. Und bei alledem kein Gespür für altüberlieferte Liturgie, keine Ahnung vom Schatz der Überlieferung, nur die 'Tradition' und der Hintergrund der trostlos öden, leeren Pampas ...
In eitler selbstbewusster Überschätzung der eigenen Person und in völliger Verkennung oder Unkenntnis der Kirchenväter wird mit allen Mitteln die medienwirksame Inszenierung der Armut und Bescheidenheit betrieben, ohne jede Einsicht, "dass es endlich das Eigentümlich der christlichen Bescheidenheit und Bedachtsamkeit ist, nicht das Eigene den Nachkommen zu überliefern, sondern das von den Vorfahren Empfangene zu bewahren" (Vinzenz von Lérins, um 430).
Auch hier gilt die Maxime des französichen Moralisten François de La Rochefoucauld: Bescheidenheit ist die schlimmste Form der Eitelkeit.
Sapientiam Sanctorum narrent populi, et laudes eorum nuntiet ecclesia: nomina autem eorum vivent in saeculum saeculi.
Ecclesiasticus 44, 15,14 (Introitus vom 27. September)