Salve iesu, summe bonus

Arnulph von Löwen (* ? – † 1150)

Lateinisch:

Salve Iesu, summe bonus
ad parcendum nimis pronus:
membra tua macilenta
quam acerbe sunt distenta
in ramo crucis torrida!
salve, latus salvatoris,
in quo latet mel dulcoris,
in quo patet vis amoris
ex quo scatet fons cruoris,
qui corda lavat sordida.

Ecce tibi appropinquo,
parce, Jesu, si delinquo:
verecunda quidem fronte,
ad te tamen veni sponte,
scrutari tua vulnera.
salve, mitis apertura,
de qua manat vena pura,
porta patens et profunda
super rosam rubicunda
medela salutifera.

Odor tuus super vinum,
virus pellens serpentinum;
potus tuus, potus vitae:
qui sititis, huc venite,
tu dulce vulnus aperi.
plaga rubens, aperire.
fac cor meum te sentire,
sine me in te transire,
vellem totus introire;
pulsanti pande pauperi.

Ore meo te contingo,
et ardenter ad me stringo:
in te meum cor intingo,
et ferventi corde lingo;
me totum in te trajice.
o quam dulcis sapor iste!
qui te gustat, Jesu Christe,
tuo victus a dulcore,
mori posset prae amore,
te unum amans unice.

In hac fossa me reconde,
infer meum cor profunde,
ubi latens incalescat,
et in pace conquiescat,
nec prorsus quemquam timeat.
hora mortis meus flatus
intret, Jesu, tuum latus,
hinc exspirans in te vadat;
ne hunc leo trux invadat,
sed apud te permaneat.

Deutsch:

Sei gegrüßt Jesus, du höchst Guter,
und so sehr geneigt zur Schonung:
Deine hingeschlachteten Glieder
sind so gräßlich verrenkt
an dem trockenen Ast des Kreuzes.
Sei gegrüßt, Seite des Erlösers,
darin süßer Honig verborgen ist
darin die Macht der Liebe wohnt,
aus der hervorbricht ein Quell von Blut
der die beschmutztenHerzen reinwäscht.

Siehe, ich nähere mich Dir,
verschone mich Jesus, wo ich schuldig bin:
doch mit beschämtem Angesicht
komme ich aus eigenem Antrieb zu Dir,
um Deine Wunden zu durchforschen.
Sei gegrüßt, wohltuende Öffnung,
von dem die reine Blutader ausströmt
Du Tür, offen und tief
röter als eine Rose
heilsträchiges Heilmittel.

Dein Duft ist süßer als Wein,
es weist das Gift der Schlangen ab;
Dieser Dein Trank ist ein Trank des Lebens,
die ihr Dürstet, kommet hinzu,
öffne dich, du süße Wunde.
Du rote Verletzung, öffne dich,
lass mein Herz Dich erspüren
lass mich in Dich eingehen,
ich möge ganz in Dich eintreten,
öffne Dich dem Elenden, der da anklopft.

Ich berühre Dich mit meinem Munde,
und ich ziehe Dich leidenschaftlich an mich heran,
ich senke mein Herz in Dich hinein
und küsse Dich mit brennendem Herzen.
Ziehe mich ganz in Dich hinein.
O wie süß ist dieser Geschmack,
wer Dich kostet, Jesus Christus,
könnt, von Deiner Süße überwältigt,
vor Liebe sterben
und Dich Einen einzig lieben.

Berge mich in dieser Furche,
nimm mein Herz tief hinein
wo es sich verborgen erwärme
und in Friede zur Ruhe kommt
um sich künftig vor gar nichts mehr zu fürchten.
Der Atem meiner Todesstunde
trete ein in Deine Seite, Jesus,
dorthin ausgehaucht gehe er in Dich ein
der grimmige Löwe möge dort nicht hinkommen,
aber (meine Seele) soll bei Dir bleiben.

Deutsch von Michael Charlier

fontes

Oratio Rhytmica, pars IV: Ad latus
Zu den Details s. die Miszelle zur Oratio Rhythmica.

Hier die weiteren Teile:

Pars I: ad pedes: Salve, mundi salutare

Pars II: ad genua: Salve Jesu, rex santorum

Pars III: ad manus: Salve Jesu, pastor bone

Pars IV: ad latus: Salve Jesu, summe bonus

Pars V: ad pectus: Salve, salus mea Deus

Pars VI: ad cor: Summi regis cor, aveto

Pars VII: ad faciem: Salve, Caput cruentatum

scholia / marginalia

Weitere Informationen s. Miszelle zur Oratio Rhythmica.

metrum

Migne gibt den „Rhythmus“ in der Gestalt von fünf Doppelstrophen wieder. Die Teilstrophen bestehen aus je vier trochäischen und einem jambischen Dimeter. Das Reimschema ist bei den Trochäen variabel und schwankt zwischen aaaac - bbbbc und aabbc - ddeec

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