Venantius Fortunatus

Bischof von Poitiers, * zwischen 530 u. 540, † nach 600

Venantius Honorius Clementianus Fortuantus, in der Nähe vonTreviso im zweiten Viertel des sechsten Jahrhunderts geboren, erhielt seine Ausbildung in der Rechtswissenschaft sowohl wie in den freien Künsten zu Ravenna. Durch die Fürbitte des hl. Martinus von Tours auf, wie er glaubte, wunderbare Weise von einem Augenübel geheilt, unternahm er, wahrscheinlich um das Jahr 565, eine Wanderung nach Gallien nach dem Grabe des Heiligen. Sein Weg führte ihn über das Hoflager Sigiberts von Austrasien, wo er wertvolle Verbindungen anzuknüpfen vermochte, während er in Tours mit Gregor, dem Eusebius der Franken, in innige und dauernde Beziehungen trat. Von Tours kam er nach Poitiers, wo die fromme und hochbetagte Radegunde, die Wiwe Chlotars I., in dem von ihr gegründeten Kloster des hl. Kreuzes in stiller Abgeschiedenheit lebte. Der vertraute und sympathische Verkehr mit ihr und ihrer Pflegetocher Agnes, der Äbtissin des Klosters, bewog ihn, in schon vorgerückterem Alter in den geistlichen Stand zu treten; er wurde zum Presbyter geweiht und in der Folge um die Neige des Jahrhunderts zum Bischof von Poitiers erkoren. Die nähere Zeit seines Todes, der in das angehende siebente Jahrhundert fällt, ist unbekannt. – Über das Leben Fortunats vgl. Hist. Langobard. II, 13. – Bormann, Über das Leben des lateinischen Dichters Venantius Fortunatus, Fulda 1848. – W. Meyer, Der Gelegenheitsdichter Fortunat, Berlin 1901, S. 5 – 23.

Fortunat hat nach dem Zeugnisse des Paulus Diakonus zahlreiche Hymnen auf die verschiedenen Feste des Kirchenjahres verfaßt: „maximeque hymnos singularum festivitatum“ (Hist. Langob. II, 13). Diese Hymen entziehen sich, wenn sie nicht in Verlust gerieten, jedenfalls unserer Kenntnis. In den elf Büchern Gedichte, die uns von Fortunat erhalten sind, befinden sich nur drei Hymnen auf das hl. Kreuz und ein teils ganz, teils bruchstückweise als Hymnus benutztes Ostergedicht. Die handschriftliche Überlieferung derselben ist eine doppelte, die wir eine literarhistorische und eine liturgische nennen können, insofern dieselben auf uns kamen einmal durch jene Handschriften, welche uns Fortunats „Gesammelte Gedichte“ aufbewahrt haben, andererseits durch liturgische Handschriften, in denen diese Hymnen eine Stelle fanden. Bezüglich ersterer sei verwiesen auf die Ausgabe der Gedichte Fortuants von Leo (Mon. Germ. Auctt. antiq. IV), bezüglich der letzteren auf Anal. hymn. L, 70  - 88.

Aus den von Leo l. c. p. XXIV als „spuria“ bezeichneten Gedichten habe ich Anal. L, 84ff. drei als genuine Hymnen Fortunats in Anspruch genommen und teile dieselben auch in dieser Blütenlese mit, während ich mich für den Beweis der Echtheit auf meine Schrift „Hymnologische Studien zu Venantius Fortunatus und Rabanus Maurus“, München 1908 beziehe. Von dem Osterliede gebe ich hier nur eine liturgische Kürzung nach Anal. hymn. 1. c. 79 sq.

(Guido Maria Dreves, Clemens Blume, Ein Jahrtausend Lateinischer Hymnendichtung. Erster Teil, S. 36f.)

 

Literatur

Venantius Fortunatus. - Lexikon für Theologie und Kirche. Begr. von Michael Buchberger. Hrsg. von Walter Kasper u.a., Freiburg i.Br., Basel, Rom, Wien. Bd. 10. Thomaschristen bis Zytomyr. - 3., völlig neu bearb. Aufl. 2001, Sp. 582f.

Venantius Fortunatus. - Max Manitius, Geschichte der lateinischen Literatur des Mittelalters. Erster Band. Von Justinian bis zur Mitte des zehnten Jahrhunderts. München 1965 (unveränderter Nachdruck der 1911 erschienenen ersten Auflage), S. 170 - 181

Venantius Fortunatus: Gelegentlich Gedichte. Das lyrische Werk. Die Vita des hl. Martin. Eingeleitet, übersetzt und kommentiert von Wolfgang Fels, Stuttgart (Hiersemann) 2006. Ausführliche Besprechung von Dorothea Walz.

 

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