Quid modo dictarem

Johannes a Jenstein (1350 -1400)

Lateinisch:

Quid modo dictarem
Teque commendarem
Cantuque dulci psallerem
De te, o virgo pia?

Te laude dignior,
Tu cantu dulcior,
Tu carmine iucundior,
Semper virgo Maria.

Gaude, in Dei lumine,
Virgo, illustrata,
Sine virili semine
Puero fecundata,
De glorioso nomine
Iesu mater vocata.

 

Tu ardes amore,
Tu nites decore,
Tuque praepolles honore,
Tu sillas dulcore.

Tu callis erranti,
Tu portus natanti,
Tu spes in exsilio,
Tu lumen in obscuro.

Adiutrix tu laudabilis
Deiectis in peccatis,
Virgo Christo amabilis,
Succure nobis gratis,
Favi gustus mirabilis,
Gemma nobilitatis.

 

Tu egenorum res,
Lux vera cæcis es,
Dulce refrigerium
Benedictum grabatus.

Pudor virginalis
In te mirabilis,
Es prælata superis
Gaudens in ætheris.

Mæsti tu solacium,
Stupor angelorum,
Regale palatium,
Adiutrix miserorum,
Robur laborantium,
Ora regem polorum.

Deutsch:

Ach, könnt' doch preisen dich
In Wort und Weisen ich,
In Liedern und in Laisen dich,
Du magdlich milde Rose.

Doch ist kein Sang beschert,
Kein Klang mir, deiner wert,
Kein Loblied, das dich würdig ehrt,
O Jungfrau, makellose!

O Heil dir, die vom Himmelslicht,
Umkleidet und verkläret,
Der aus dees Fleisches Willen nicht,
Aus Gott die Frucht bescheret,
O Mutter Jesu! Größres spricht
Kein Name, der dich ehret.

 

Von Lieb bist du verzehrt,
Von Licht bist du verklärt,
Bist über alle hochgeehrt,
Du süßer Anmut Quelle.

In der Verirrung Pfad
Im Schiffbruch das Gestad,
In der Verbannung Trost und Rat,
Im Dunkel bist du Helle.

Du unsre mächtge Schutzfrau bist,
Willst aller Sünde wehren,
An dir erfreut sich Jesus Christ,
Hilf, wann wir dein begehren,
Kein Honig wie du lieblich ist,
Du Krone aller Ehren.

 

Du aller Armen Hab'
Du aller Kranken Stab,
Du aller Herzen süße Lab,
Du aller Blinden Sonne.

Du reinst Zier der Fraun,
Holdselig anzuschaun,
O Königin in Erdens Aun
In seliglicher Wonne!

Du Augenweid der Engelwelt,
Du Trost in unserm Harme,
Des Höchsten Gottes Königszelt,
Du Zuflucht für uns Arme,
O stütze, was da wankt und fällt,
Bitt, daß sich Gott erbarme!

Deutsch von Guido Maria Dreves (1854 – 1909)

fontes

Guido Maria Dreves, Clemens Blume, Ein Jahrtausend Lateinischer Hymnendichtung. Erster Teil, S. 451
Guido Maria Dreves, Die Kirche der Lateiner in ihren Liedern. Kempten, München 1908, S. 187f. und S. 122f.

Die Hymnen Johanns von Jenstein, Erzbischofs von Prag, zum erstenmal herausgegeben von Guido Maria Dreves. Prag 1886, S. 90 und S. 123

scholia / marginalia

De beata Maria V. Cantio
Guido Maria Dreves bezeichnet diesen Hymnus oder diese Cantio (cantilena) als "Weihnachtslied".
(Guido Maria Dreves, Die Kirche der Lateiner in ihren Liedern. Kempten, München 1908, S. 122)

Er folgt dabei weniger dem Text des Hymnus, der auf den errsten Blick als Marienlied erscheint,sondern der frommen Praxis des ausgehenden Mittelalters, die den Advent mit guten theologischen Gründen sehr stark als marianisch geprägte Zeit wahrnahm: Fiat mihi secundum verbum tuum.

metrum

Der Hymnus besteht aus drei Teilen, von denen jeder aus zwei vierzeiligen und einer sechszeiligen Strophe besteht.

Reimschema: aaab cccb dedede (dieses Reimschema wird nicht konsequent durchgeführt beziehungsweise in den drei Teilen variiert)

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