Paulus Diaconus

Mönch von Montecassino (* 720/25 – † 800)

Paulus, mit dem ständigen Beinamen „der Diakon“, entstammt edler Langobardensippe, die einst mit Alboin und Gisulf nach Italien gekommen. Seine Vaterstadt war Cividale, wo er um das Jahr 730 das Licht der Welt erblickte. Sein Vater hieß Warnefried, Theudelinde die Mutter, ein jüngerer Bruder Arichis. Erzogen zu Pavia an Ratchis’ (744 – 749) Hofe,ward er von seinem Lehrer Flavianus in den Sprachen Latiums wie Attikas unterrichtet.

Stark stilisierte BuchmalereiWann und wie er an den Hof Arichis’ von Benevent kam, entzieht sich unserer Kenntnis; jedenfalls befand er sich 763 schon dort. Eine Freundschaft, die nur der Tod löste, verband ihn mit dem vortrefflichen Fürsten und seiner edlen Gemahlin Adelperga. Ebensowenig sind wir über den Zeitpunkt unterrichtet, wann er dem geistlichen Stande sich widmete, wann er zu Montecasino in den Orden des hl. Benedikt sich aufnehmen ließ; wir wissen nur, daß beides vor seiner Reise nach Francien, also vor dem Jahre 782 geschah. Es war nämlich Paulus’ jüngerer Bruder, sei es 774 bei der Einnahme von Pavia, sei es 776 bei der Niederwerfung des Aufstandes Hrodgauds von Friaul, gefangen und über die Alpen weggeführt worden. Von der Notlage der Schwägerin und ihrer Kinder bestimmt, entschloß sich Paulus, nicht nur die Freilassung des Bruders in einem noch erhaltenen Gedichte an Karl d. Gr. zu erflehen, sondern er begab sich, der Bitte größeren Nachdruck zu verleihen, persönlich an das Hoflager des Königs (782).

Hier wurde die Erfüllung seiner Bitte zwar noch einige Zeit hinausgezaudert, ihm selbst aber der liebenswürdigste Empfang zuteil; ja er wurde gegen eigenen Wunsch und Willen längere Jahre (ca. 782 – 786) am Hofe zurückgehalten, wo er, wie mit dem Könige, so mit verschiedenen Männern von Bedeutung bekannt und befreundet wurde, am innigsten wohl mit Petrus Diaconus aus Pisa. Auch war ihm der ehrenvolle Auftrag zuteil, die Kleriker, welche Karls Tochter Rottrudis, der Verlobten des griechischen Kaisers, in ihre neue Heimat folgen sollten, in der Sprache von Byzanz zu unterrichten. Ende 786 war Paulus wieder in Montecasino, literarischem Schaffen hingegeben. In diese Zeit fällt die Abfassung jenes Werkes, mit dem vor allem die Unsterblichkeit seines Namens verknüpft ist, der Historia Langobardum. Er starb den 13. April, wahrscheinlich 799, vgl. Bethmann, Archiv X, 288 – 324; Dümmler, Neues Archiv IV, 102 – 113.

Von den poetischen Werken unseres Dichters, soweit dieselben uns erhalten, hat Dümmler im Rahmen der Monum. Germ. Hist. eine Ausgabe veranstaltet (Poetae Aevi Carolii I, 27 – 86). Unter ihnen sind nur wenige Hymnen. Zwei Gedichte auf den hl. Benedikt hat Paulus selbst uns in seiner Historia Langobardorum aufbewahrt, das erzählende Gedicht „Ordiar unde tuos, sacer o Benedicte, triumphos“ (Dümmler 1. c. 36 sqq.) welches in 77 Distichen (versibus reciprocis) die Wunder des Heiligen zusammenfaßt (singula eius miracula per singula dist icha elegiac o metro contexui), und einen, denselben Vorwurf nach den Dialogen des hl. Gregor behandelnden Hymnus, von dem die meisten späteren Benediktushymnen abhängig geblieben sind. Bezüglich der Authentizität der übrigen ihm zugeschriebenen Hymnen verweise ich auf Anal. hymn. L, 118 sowie die kritischen Bemerkungen bei den einzelen Hymnen, ebenda 118 – 125.

(Guido Maria Dreves, Clemens Blume, Ein Jahrtausend Lateinischer Hymnendichtung. Erster Teil, S. 54f.)

 

"In seinem literarischen Werk erscheint Paulus vor allem als Gelehrter, als vielseitiger Gelehrter philologisch-historischer Richtung, dazu als eine feinsinnige, poetische, wohl überhaupt musische Natur."

Franz Brunhölzl, Geschichte der lateinischen Literatur des Mittelalters. Erster Band. Von Cassiodor bis zum Ausklang der karolingischen Erneuerung. München 1975, S. 258

Literatur

Paulus Diaconus - Lexikon für Theologie und Kirche. Begr. von Michael Buchberger. Hrsg. von Walter Kasper u.a., Freiburg i.Br., Basel, Rom, Wien. Bd. 7. Maximilian bis Pazzi. - 3., völlig neu bearb. Aufl. 1998, Sp. 1516.

Paulus Diaconus - Franz Brunhölzl, Geschichte der lateinischen Literatur des Mittelalters. Erster Band. Von Cassiodor bis zum Ausklang der karolingischen Erneuerung. München 1975, S. 257 - 268

 

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