Beda Venerabilis
Mönch von Wearmouth und Yarrow (* 672 – † 735)
Geboren im Jahre 672 (oder 673) im späteren Territorium von Wearmouth-Abbey, das bei seiner Geburt noch nicht gegründet war, kam Beda, eben sieben Jahre alt, als Oblatus an diese Abtei, der er, mit wechselndem Aufenthalte in dem wenig jüngeren Tochterkloster Yarrow, bis zu seinem Lebensende angehörte. Mit 19 Jahren zum Diakon, mit 30 zum Priester geweiht, beide Male durch die Hand des hl. Johannes von Beverley, ward er vom Papste Sergius I., der ihn zu sehen verlangte, nach Rom berufen, scheint aber die Reise dorthin, vermutlich wegen des vorher erfolgten Ablebens des Papstes, niemals angetreten zu haben. Der Rest seines Lebens verfloß in der Einsamkeit der Zelle und in der Freude an literarischem Schaffen. Im Jahre 731 konnte er, 59 Jahre alt, sein bedeutendstes Werk, die Historia ecclesiastica gentis Anglorum, vollenden; 733 hatte er einige Tage im Kloster seines Ordens zu York und in der Gesellschaft seines Freundes, des Erzbischofs Egbert, verbracht, mußte aber 734 eine erneute Einladung mit Rücksicht auf seine geschwächte Gesundheit ablehnen. Zu Anfang April 735 war er von Atembeschwerden befallen, welchen er am 26. Mai desselben Jahres erlag.
Es kann nicht dieses Ortes sein, die ausgedehnte literarische Tätigkeit Bedas im einzelnen zu verfolgen und zu würdigen. Es beschäftigt uns die Frage nach seinen Hymnen. Einen derselben, auf Edilthrida, hat er selbst in seine Kirchengeschichte Englands aufgnommen und so gegen die Skepsis der Nachwelt sichergestellt. Von Beda selbst erfahren wir in demselben Werke, daß er einen „librum hymnorum diverso metro sive rhythmo“ verfaßt habe. Dieses Hymnenbuch als ein Ganzes müssen wir als verloren betrachten. Elf Hymnen sind indes unter dem Namen Bedas von Georgius Cassander in seinen „Hymni Ecclesiastici (Coloniae 1556) gedruckt worden. Wie Cassander selbst in der Widmung seines Werkes mitteilt, waren sie ihm von dem kaiserlichen Rate Kaspar von Nydbruck zur Veröffentlichung übergeben. Über die Echtheit dieser Hymnen ist viel gestritten und von vielen vielerlei behauptet worden. Ich glaube die Echtheit derselben Anal. hymn. L, 96 sqq. endgültig dargetan zu haben. Außerdem besitzen wir von Beda noch zwei metrifizierte Psalmen, die in alten Handschriften seinen Namen tragen. Wahrscheinlich hatte er deren noch andere in Verse umgegossen. Bezüglich der näheren Lebensumstände Bedas verweise ich auf die Ausgabe von Giles I, p. XLI – CLXVI; bezüglich seiner Hymnen auf Anal. Hymn. L, 96 – 116.
(Guido Maria Dreves, Clemens Blume, Ein Jahrtausend Lateinischer Hymnendichtung. Erster Teil, S. 48f.)
"In seinem Schrifttum erscheint uns Beda vor allem als Gelehrter von achtunggebietender Vielseitigkeit und umfassender Kenntnis. Es war kein spekulativer Denker, der die Zeitgenossen mit der Originalität seiner Ideen überraschte; kein tiefsinniger Grübler, der sich und andere mit ungelösten Fragen quälte; er war aber auch nicht der Typ des vorwiegend sammelnden und das überkommene Wissensgut ausbreitenden Gelehrten vom Schlag eines Isidor von Sevilla. Fern von allem Glanz und jedem Haschen nach Effekt abhold, ein fleißiger, unermüdlicher Arbeiter, hat er in fester Bindung an die Tradition der Väter doch immer nachgedacht über die Gegenstände, mit denen er sich befaßte, und das Gelesene selbständig mit gesun der Kritik verarbeitet."
Franz Brunhölzl, Geschichte der lateinischen Literatur des Mittelalters. Erster Band. Von Cassiodor bis zum Ausklang der karolingischen Erneuerung. München 1975, S. 207
Literatur
Beda Venerabilis - Lexikon für Theologie und Kirche. Begr. von Michael Buchberger. Hrsg. von Walter Kasper u.a., Freiburg i.Br., Basel, Rom, Wien. Bd. 1. A bis Barcelona. - 3., völlig neu bearb. Aufl. 1993, Sp. 116f.
Beda Venerabilis - Max Manitius, Geschichte der lateinischen Literatur des Mittelalters. Erster Band. Von Justinian bis zur Mitte des zehnten Jahrhunderts. München 1965 (unveränderter Nachdruck der 1911 erschienenen ersten Auflage), S. 70 - 87
Beda Venerabilis - Franz Brunhölzl, Geschichte der lateinischen Literatur des Mittelalters. Erster Band. Von Cassiodor bis zum Ausklang der karolingischen Erneuerung. München 1975, S. 207 - 228