En coeli rutilant lumine splendida
Geschrieben von: Rabanus Maurus
Rabanus Maurus (* um 780 – † 4.2.856)
Lateinisch:
En coeli rutilant lumina splendida,
Testantur Dominum nascere parvulum.
Qui format minima et creat ardua,
Regni sceptra tenens, est Deus atque homo.
Duxit stella Magos mystica quaerere,
Regis pacifici rite cunabula.
Quem Judaea tenens orbis in ultima,
Diffusis radiis nuntiat inclyta.
Herodes capiens impius auribus,
Quod Rex hic fuerat natus in urbibus
Judaeae, hunc citius quaerere praecipit
Tristis, moxque neci tradere destinat.
Inventus Dominus indice sidere est,
In Bethlem pariter cumque parentibus.
Cui mox ergo Magi munera deferent
Thus, myrrham, aurum ab Ophir, regi, homini, Deo.
Hanc trux ipse licet saeviat horride,
Herodes jubeat caedere parvulos,
Regnum rite suum firmiter undique,
Servatur Domino, corruit invidus.
En est ista dies munere nobilis,
Baptismo haec Domini nobilis exstitit.
Quod vinum Dominus fecerit ex aqua,
Commendat placide haec sacra dogmata.
Gaudeamus pariter mentibus en precor.
Quod nobis Dominus hic pius advenit.
Quod nostra voluit munera sumere,
Quod baptisma dedit, pocula contulit.
Nam rex Christus adest, orbis et arbiter,
Lux de luce pia, et Pater omnium.
Qui nos ad patriam ducat et optimam,
Et vitae faciat gaudia metere.
Deutsch:
Das helle Licht des Himmels glänzt wie Gold und bezeugt,
dass der Herr als Kind geboren wurde, der die kleinsten Dinge
formt und die größten schafft, und der das Szepter des
Königreichs hält, ist Gott und Mensch zugleich.
Der mystische Stern führte die Könige bei der
Suche nach der Krippe des Königs des Friedens.
Das berühmte Judäa verkündet ihn auf dem
ganzen Erdkreis mit weit reichenden Strahlen.
Dem verruchten Herodes kommt zu Ohren, dieser König
sei in den Städten Judäas geboren worden; erzürnt
befiehlt er, diesen schnell zu suchen und bestimmt,
ihn dem Tod zu überliefern.
Nach dem Zeichen des Sterns wurde der Herr gefunden,
in Bethlehem zusammen mit den Eltern. Und bald bringen
die Könige diesem ihre Geschenke, Weihrauch, Myrrhe, Gold
von Ophir, dem König, dem Menschen, dem Gott.
Auch wenn der Wüterich in schrecklichem Zorn entbrennt
und wenn Herodes befiehlt, die Neugeborenen zu töten,
wird durch den Herrn sein Königreich fest und überall
bewahrt, der Neider aber bricht zusammen.
Sieh, jener Tag ist ausgezeichnet durch das Geschenk,
dieser ist ausgezeichnet durch die Taufe des Herrn.
Weil der Herr aus Wasser Wein machte,
hebt dies friedlich die heiligen Wunder hervor.
Freuen wir uns aus ganzer Seele, bitte ich,
weil dieser Herr in seiner Güte uns gekommen ist,
weil er unsere Geschenke annehmen will,
weil er uns die Taufe gegeben und die Becher gefüllt hat.
Denn Christus der König ist da wie auch der Richter des
Erdkreises, Licht vom göttlichen Licht und der Vater aller,
der uns ins beste Vaterland führen und uns die Freuden
des Lebens ernten lassen möge.
Deutsch von René Strasser
fontes
B. Rabani Mauri Fuldensis Abbatis et Moguntini Archiepiscopi opera omnia. Accurante J.-P. Migne. Tomus Sextus. Paris 1852, S. 1653
Henry Spitzmuller, Poésie latine chrétienne du Moyen Age IIIe - XVe siècle. Textes recueillis, traduits et commentés par Henry Spitzmuller. Bruges: Desclée de Brouwer, 1971, S. 290 - 293.
scholia / marginalia
Hymnus de Epiphania
Hymnus zur Erscheinung des Herrn
Duxit stella Magos mystica (zweite Strophe, erster Vers).
Ein ähnlicher Vers findet sich bei Petrus Abaelardus, ebenfalls in einem Hymnus auf Epiphanie (Angelorum stupent cantum admoniti pastores): "Magos nova ducit stella".
metrum
Versmaß: Jeweils vier asklepiadeische Verse bilden eine Strophe. (keine asklepiadeische Odenstrophe)