Ante saecula qui manens

Hilarius (315 – 367)

Lateinisch:

Ante sæcula qui manens
Semperque nate, semper ut est pater,
Namque te sind quomodo
Dici, ni pater est, quod pater sit, potest?

Bis nobis genite Deus,
Christe, dum imnato nasceris a Deo,
Vel dum corporeum et Deum
Mundo te genuit virgo puerpera.

Credens te populus rogat
Hymnorum resonans, mitis ut audias
Voces, quas tibi concinit
Ætas omnigena, sancte, gregis tui.

Dum te fida rogat, sibi
Clemens ut maneas, plebs tui nominis,
In te, innascibilem Deum,
Orat, quod maneat alter in altero.

Extra quam capere potest
Mens humana, manet filius in patre,
Rursum quem penes sit pater,
Dignus qui genitus (est) filius in Deum.

Felix, qui potuit fide
Res tantas penitus credulus assequi,
Ut incorporeo ex Deo
Profectus fuerit progenitus Dei.

 

Grande loquimur, et Deum
Verum ut genitor, quidquid inest sibi,
Æterna decus gloriæ,
Totum in unigenitum ediderit Deum.

Hinc unus merito bonus
Ipsum, quod Deus est, extra invidiam sui
Gigni vellet in alterum,
Transformans se, ut est, vivam in imaginem.

Istis vera patet Dei
Virtus, cum dederit omnia, non tamen
Ipsis, quæ dederit, caret,
Cuncta, quæ sua sunt, cum dederit, habens.

Kara progenies Dei,
Cognatum cui sit omne decus patris,
Nil naturæ eguit dari,
Sed natum simul est, quidquid erat Dei.

Lumen fulsit a lumine
Deusque verus substitit ex Deo
Vero, non aliud habens
Ortus unigena quam innascibilis pater.

Mirum hoc opus est Dei,
Æternus ut incorruptibilis Deus,
Ortu qui careat, quia
Sit sempiterna virtus, quod es Deus.

Non natis quibus (est) in bonis
Ex sese placidus gignerte in Deum,
Ac sic in unigena Deo
Hoc ipsud ortu, quod genitum est, caret.

O felix duum unitas!
Alter quod cum sit mixtus in altero,
Unum sic faciunt duo,
Sit in duobus cum, est quod in altero.

Patri sed genitus paret
Omnemque ad nutum attonitus manet,
Et scire non est arduum,
Quid velit se sequi, quem penes et pater.

Quanta est genitus in bona!
Nam constitutus in cunctorum exordia,
Condens qui primum sæcula
Æternum in motum tempora protulit.

Rebus anterior Deus
Cunctis, nam per eum omnia facta sunt,
Esset cum nihilum modo,
Mundum corporeo condidit in statu.

Sed nos littera non sinit,
Per quam te genitum concinimus Deum,
Gesta, quæ tua sunt, loqui
Carmenque natum, iam qui eras Deus.

Deutsch:

Der vor jeglicher Zeit du warst,
Der, geboren von je, gleich du dem Vater bist,
Denn wie könnte er ohne dich
Vater nennen sich, wie heißen, was er nicht ist?

Zweimal warst du geboren uns,
Christ, entkeimend dem Sein dessen, der ewig war
Wieder dann, da als Gott und Mensch
Dich der Mutter und Maid heiliger Leib gebar.

Herr, dich bittet dein gläubig’ Volk,
Fleht im Hymnengesang, biete das Ohr ihm dar,
Hör, was preisend dir singt und sagt
Jeglich’ Alter dir, Herr, Hirte, der Lämmerschar.

Daß du gnädig ihm bleibest, fleht,
Herr und König, das Volk, das deines Namens Zier
Trägt, in dir es zum Vater ruft,
Daß du bleibest in ihm, daß es bleibe in dir.

Keines Menschen Verstand versteht,
Wie im Vater der Sohn innig verbunden wohnt,
Wie im Sohne der Vater ist,
Der gleichwesentlich ihm, mit ihm und in ihm thront.

Selig der, der im Glauben treu
Solch erhabenes Wort birgt in des Herzens Grund,
Glaubend, daß ausdes Vaters Sein
Sproß der Sohn und als Wort floß von des Ew’gen Mund.

Großes sprechen wir stammelnd aus,
Wie du, heiliger Gott, alles, was in dir, hast,
All die ewige Herrlichkeit,
Ausgestrahlt in den Sohn, zeugend aus Licht den Glast.

Einzig er ist die Güte selbst,
Der die Fülle des Seins neidlos vergab und mild,
Der sein eigenstes Selbst und Sein
Aus sich zeugte, sich selbst setzend, sein Wesensbild.

 

Herrlich strahlet die Gotteskraft,
Die zwar alles verschenkt, Wesen und Wesensart,
Und von allem doch nichts entbehrt,
Die, was immer sie gibt, alles zugleich bewahrt.

Herrlich strahlet der Gottessohn,
Den die Fülle des Lichts kleidet unwandelbar,
Keiner Gabe bedarf er, da
Von Geburt ja ihm ward alles, was Gottes war.

Licht vom Sprudel des Lichts ist er,
Vom wahrhaftigen Gott Gott, mit dem Vater hehr
Eines Wesens und einer Macht,
Was der Vater besitzt, alles besitzt auch er.

Wunderbarliches Gotteswerk!
Der von Ewigkeit ist, bleibend in Ewigkeit,
Nichts von Anfang und Ende weiß,
Der, urewige Kraft, kennet nicht Raum noch Zeit,

Unerschaffener Güter Quell
Schenkt dem Sohne er, der er aus der Gottheit Schoß
Zeugt, so daß in dem Gottesohn
Zeitlos ist, was erzeugt, Werdendes anfanglos.

O glückselige Einigkeit,
Wo im anderen ganz jeder sich selbst verliert,
Wo in zweien ein einzig Sein,
Das, was einem gebührt, gleichfalls den andern ziert!

Doch dem Vater gehorcht der Sohn,
Welcher jeglichen Wink gern zu erfüllen strebt,
Dem zu wissen nicht schwierig ist,
Was dem Vater erwünscht, da er im Vater lebt.

Zu wie hohem Beruf er ward!
An den Ursprung gestellt jeglicher Kreatur,
Rief er schaffend die Welten all,
Gab er ewigen Trieb wechselnder Zeiten Uhr.

Gott vor allem Geschöpf ist er,
Denn, was wurde, das ist alles durch ihn gemacht,
Eh’ ein Wesen noch trat ins Sein,
Rief die Erde sein Wort, schuf er des Himmels Pracht.

Doch die Schranke der Sprache läßt,
Dich zu feiern zu schwach, ewiger Gottessohn,
Deine Taten uns schildern nicht,
Der von Ewigkeit du thronst auf des Vaters Thron.

Deutsch von Guido Maria Dreves (1854 – 1909)

fontes

Guido Maria Dreves, Clemens Blume, Ein Jahrtausend Lateinischer Hymnendichtung. Erster Teil, S. 3ff.
Guido Maria Dreves, Die Kirche der Lateiner in ihren Liedern, Kempten, München 1908, S. 136ff. und S. 7ff.

scholia / marginalia

Hymnus de SS. Trinitate sive de Consubstantiali Verbo
Hymnus über die Heiligste Dreifaltigkeit

Die unvollständige letze Strophe, mit der der Hymnus abbricht, übersetzt Guido Maria Dreves nicht:

Te cunctis Dominum modis
Cælorum regem et cælestis gloriæ
Ut cuncta per te condita
...

Dich, auf alle Arten König des Himmels
Und der himmlische Glorie,
Da alles geschaffen wurde durch Dich
...

metrum

Versmaß: vierzeilige Strophen, Wechsel von Glykoneen und kleineren Asklepiadeen (sog. vierte asklepiadeische Strophe)

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