Ales diei nuntius

Aurelius Prudentius Clemens (349  – nach 405)

Lateinisch:

Ales diei nuntius,
Lucem propinquam præcinit:
Nos excitator mentium
Iam Christus ad vitam vocat.

Auferte, clamat, lectulos,
Ægro sopore desides:
Castique, recti ac sobrii,
Vigilate, iam sum proximus.

Iesum ciamus vocibus,
Flentes, precantes, sobrii:
Intenta supplicatio
Dormire cor mundum vetat.

Tu, Christe, somnum discute:
Tu rumpe noctis vincula:
Tu solve peccatum vetus,
Novumque lumen ingere.

Deo Patri sit gloria,
Ejusque soli Filio,
Cum Spiritu Paraclito,
Nunc et per omne sæculum.

Deutsch:

Der geflügelte Bote des Tages
verkündet das nahende Licht;
uns ruft nun Christus,
der Erwecker der Geister, zum Leben.

Hebet auf, so ruft er, die Ruhestätten,
ihr Müßigen vom trägen Schlaf:
wachet auf rein, heilig und nüchtern,
schon bin ich ganz nahe.

Laßt uns Jesus laut anrufen,
weinend, flehend und nüchtern:
das innige Gebet hält
das reine Herz vom Schlafe ab.

O Christus, verscheuche du den Schlaf,
zerbrich die Fesseln der Nacht,
mache uns frei von der alten Schuld
und flöße neues Licht uns ein.

Ruhm sei Gott dem Vater
und seinem einzigen Sohne,
samt dem heiligen Geist, dem Tröster,
jetzt und in alle Ewigkeit.

Deutsch von Adalbert Schulte

fontes

Breviarium Romanum
Guido Maria Dreves, Clemens Blume, Ein Jahrtausend Lateinischer Hymnendichtung. Erster Teil, S. 17

Adalbert Schulte, Die Hymnen des Breviers, S. 45ff.

scholia / marginalia

Feria tertia ad Laudes 
An Ferialtagen zu den Laudes

Dieser Hymnus ist zusammengestellt aus dem ersten Gedicht (v. 1-9, 81-85, 97-101) des liber Kathemerinon von Aurelius Prudentius (Adalbert Schulte, Die Hymnen des Breviers, S. 45). Somit ein gutes Beispiel für die Redaktionstechnik schon der frühen Kompilatoren des Breviers, und ein überaus gelungenes dazu.

Die Schlußstrophe mit der Doxologie ist die übliche Zufügung des Breviers.

metrum

Versmaß: ambrosianisch (metrum ambrosianum), akatalektischer iambischer Dimeter, anstelle der Iamben können an erster und dritter Stelle auch Spondäen und Anapäste stehen (vgl. Aldalbert Schulte, Die Hymnen des Breviers, S. 9f.).

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