Creator alme siderum

Anonymus

Lateinisch:

Creator alme siderum,
Æterna lux credentium,
Iesu, Redemptor omnium
Intende votis supplicum.

Qui dæmonis ne fraudibus
Periret orbis, impetu
Amoris actus, languidi
Mundi medela factus es.

Commune qui mundi nefas
Ut expirares, ad Crucem
E Virginis sacrario
Intacta prodis victima.

Cuius potestas gloriæ,
Nomenque cum primum sonat,
Et Cælites et inferi
Tremente curvantur genu.

Te deprecamus ultimæ
Magnum diei Iudicem,
Armis supernæ gratiæ
Defende nos ab hostibus.

Virtus, honor, laus, gloria
Deo Patri cum Filio,
Sancto simul Paraclito,
In sæcularum sæculo. Amen.

Deutsch:

Allmächtiger Sternenschöpfer du,
Allewiges Licht der Glaubenden,
Jesu, Heilbringer aller Welt,
Hör unser demutvoll Gebet.

Dass nicht durch Satans List und Trug
Die Welt verderbe, wurdest du
Aus reiner Liebe Eifertrieb
Der schwererkrankten Schöpfung Arzt.

Dass du der Menschheit Sündenschuld
Am Kreuze tilgest, gehest du
Aus einer Jungfrau heiligem Schoß
Als Opfer makellos hervor.

Vor ihm, des Ruhmes Großgewalt
Und Namensklang vor allem schallt,
Fällt Engelchor und Teufelstrupp
Angstvoll-erbebend in die Knie.

Drum bitten wir, des Jüngsten Tags
Allmachtgewaltigen Richter dich:
Mit deiner Himmelsgnade Schild
Verteidige vor den Feinden uns.

Lob, Ehre, Vollkraft, Ruhmeszier
Sei Gott, dem Vater und dem Sohn
Mitsamt dem heiligen Tröstergeist
Durch die zeitungebundne Zeit.

Deutsch von Richard Zoozmann (1863 - 1934)

fontes

Brevarium Romanum

Richard Zoozmann, Lobet den Herrn. Altchristliche Kirchenlieder und geistliche Gedichte. S. 691ff.

scholia / marginalia

In Adventu ad Vesperas.

Zur Vesper im Advent.

Das Brevarium Romanum gibt eine stark veränderte Fassung dieser Hymne, „une assez médiocre paraphrase“ (Henry Spitzmuller, S. 1188, Anm. 11). Der ursprügliche Text der Hymne findet sich hier unter der Überschrift "Conditor alme siderum".

"Ein dem altchristlichen Hymnus nach Inhalt und Form verwandtes Lied, wenngleich es nicht in die allerersten Zeiten lateinischer Hymnendichtung zurückreicht. Die verfallene Metrik und der fast ausnahmslos durchgeführte Reim sind dessen ein Zeichen. Es kann daher auch nicht wundernehmen, wenn der Hymnus im Brevier Urbans VIII. derart verbessert wurde, daß kein Stein auf dem andern blieb." (Guido Maria Dreves, Clemens Blume, Ein Jahrtausend Lateinischer Hymnendichtung, II, S. 3)

Die Hymne ist auch von Thomas Münzer ins Deutsche übertragen worden.

Gott, heilger Schöpfer aller Stern,
erleucht uns, die wir sind so fern,
daß wir erkennen Jesus Christ,
der für uns Mensch geworden ist.

Allerdings hat er bei der Übertragung die Strophen textlich erweitert.

Der Hymnus ist mehrfach vertont worden unter anderem von Tomás Luis de Victoria, Francesco Guerrero, Michael Praetorius, Guillaume Dufay.

metrum

Versmaß: ambrosianisch (metrum ambrosianum), akatalektischer iambischer Dimeter, anstelle der Iamben können an erster und dritter Stelle auch Spondäen und Anapäste stehen (vgl. Aldalbert Schulte, Die Hymnen des Breviers, S. 9f.).

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