Petrus Damiani

Kardinalbischof von Ostia (* 1006/07 – † 22./23.2.1072)

Petrus Damiani ist 1006 zu Ravenna von armen Eltern geboren, nach deren Tode er in die Obhut seines Bruders Damian, Erzpriesters von Ravenna, kam, welcher ihn studienhalber nach Faenza und später nach Parma sandte. Nach Vollendung derselben (1034) lehrte er zu Ravenna Grammatik und Rhetorik, trat aber schon bald (um 1035) in das Camaldulenserkloster Fonte Avellana bei Gubbio. Während der Jahre 1039 – 41 weilte er bei dem Abte Guido im Pomosa zur Instruktion der dortigen Mönche; 1043 zu gleichem Zwecke in dem Kloster San Vincente bei Urbino.

Kurz darauf zum Abte von Fonte Avellana erwählt, nimmt er an der römischen Ostersynode von 1051 teil und wird in der Folge von den Päpsten Leo IX. und Stephan IX., wie später von Nikolaus II. und Alexander II. zu verschiedenen kirchlichen Sendungen benutzt. Stephan IX. ernannte ihn zum Kardinalbischof von Ostia (1057). Beim Tode dieses Papstes flieht er amts- und weltmüpde nach Fonte Avellana, muß aber unter Nikolaus II. nach glücklicher Erledigun seiner schwierigen Legation nach Mailand (1059) auch noch die Verwaltung von Gubbio übernehmen (1060). Im Jahre 1069 von Alexander II. endlich seines Bistums entbunden, dessen Titel er aber in der Folge noch führt, hat er gleichwohl wichtige Sendungen nach Frankreich (vor allem nach Cluny) und nach Deutschland zu übernehmen. Nachdem er noch, mit einer Mission nach Ravenna betraut, dort den Frieden zwischen Bischof und Volk wiederhergestellt, starb er den 22. Februar 1072 im Kloster S. Maria vor den Toren von Faenza.

Daß Petrus Damiani gedichtet, erfahren wir gelegentlich von ihm selbst, wenn er in seinen Tractatus de abdictione episcopatus c.5 schreibt:

„Unde et tetrastichon hoc olim protulisse me memini:
Roma vorax hominum domat ardua colla virorum,
Roma ferax febrium necis est uberrima frugum;
Romanae febres stabili sunt iure fideles,
Quem semel invadunt, vix a vivente recedant."

PergamentblattNachdem schon L. Lipomanus im 8. Bande seiner Vitae sanctorum priscorum patrum (Romae 1560) unter mehreren Sermones einzelne Hymnen Damianis herausgegeben, wurden die Werke desselben in einer Gesamtausgabe erst 1606 von Constantino Gaëtani vereinigt (spätere Auflagen: Rom 1608, 1615; Lyon 1623; Paris 1642, 1663; Venedig 1743), von welchen Migne PP. LL. 144 und 145 einen Abdruck darstellt. Im vierten Bande Gaëtanis (Migne 145) befindet sich eine reichhaltige Sammlung von Gebeten, Gedichten und Hymnen, von der Oudin (II, 693) meint: „quae omnia quisquis Petro Damiani indubia ascripserit, hic magnam mihi fidem habere videbitur." Ich bemerkte hierzu Anal. hymn. XLVIII, 29 u.f.: „Ich kann mich diesem Skeptizismus, was die Hymnen betrifft, nicht anschließen. Zwar gibt Gaëtani nie an, welchen handschriftlichen Quellen er seine Gedichte entnimmt, und auf welche Gründe gestützt er sie Damian zueignet. Auch ist es mir nicht gelungen, für alle Lieder seiner Sammlung handschriftliche Quellen zu entdecken, so daß wir für eine ganze Reihe schlechthin auf Gaëtani angewiesen bleiben. Doch werden so manche der von ihm edierten Hymnen handschriftlich Damiani zugeschrieben, daß das Vertrauen in den Herausgeber eine Festigung erfährt.

Hierzu treten innere Gründe, teils dem Vorwurfe der Hymnen und Rhythmen, teils deren metrischer Form entlehnt, so z. B. daß Damiani sich einer Doxologie bedient, die fast bei allen seinen im jambischen Dimeter geschriebenen Hymnen, einer andern, die in den meisten sapphischen wiederkehrt." Die Richtigkeit meiner Vermutung hat seitdem eine glänzende Bestätigung dadurch gefunden, daß es endlich H.M: Bannister gelang, die von Gaëtani seiner Ausgabe zugrunde gelegte Hs. zu entdecken. Vergl. Anal. hymn. LI, 238. – Die Hymnen Damianis findet der Leser Anal. hymn. XLVIII, 29 – 78; Nachträge LI, 238ff. Aus denselben ist hier nur eine Reihe von Beispielen ausgehoben. Zum letzten derselben sei bemerkt, daß hymnologischer Unverstand dieses Lied für ein altchristliches Produkt, ja sogar für ein Erzeugnis der Muse des hl. Augustin gehalten hat.

(Guido Maria Dreves, Clemens Blume, Ein Jahrtausend Lateinischer Hymnendichtung. Erster Teil, S. 162f.)

 

Literatur

Petrus Damiani. - Lexikon für Theologie und Kirche. Begr. von Michael Buchberger. Hrsg. von Walter Kasper u.a., Freiburg i.Br., Basel, Rom, Wien. Bd. 8. Pearson bis Samuel. - 3., völlig neu bearb. Aufl. 1999, Sp. 119f.

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