Berno Augiensis (* um 978 – + 1048)

Abt von Reichenau

Bern (Berno) von Reichenau, latinisiert Berno Augiensis, empfing seine erste klösterliche Bildung in der berühmten Abtei Fleury-sur-Loire, der er noch 999 als Mönch angehörte, das er aber kurz darauf mit der Abtei Prüm vertauscht haben muß. Inzwischen hatte Abt Immo von Gorze und Prüm, zur Herstellung strengerer Zucht nach Reichenau gesandt, durch wenig erleuchtete Härte die dortigen Zustände nur noch verschlechtert und in zweijährigem Schalten das Stift auch wirtschaftlich so geschädigt, daß seine Absetzung unvermeidlich geworden.Sie erfolgte 1008. Zu seinem Nachfolger ernannte Heinrich II. Bern, der die entflohenen und zersprengten Mönche sammelte, unschwer für Zucht und Ordnung gewann, den Wohlstand des Klosters hob und den Glanz seiner Schulen erneuerte. 1013 begleitete er Kaiser Heinrich auf seinem Römerzuge und wohnte seiner Krönung bei.

Von Papst Johann XIX. mit dem usus pontificalium ausgezeichnet, ward er dieserhalb von dem Bischofe von Konstanz bei Kaiser Konrad II. verklagt und mußte das päpstliche Breve ausliefern, welches der Bischof am Gründonnerstage verbrannte. Am 24. April 1048 erlebte Bern noch die Einweihung der von ihn neu erbauten Klosterbasilika zum hl. Markus durch Bischof Heinrich III. von Konstanz. Bald darauf, am 7. Juni desselben Jahres, segnete er das Zeitliche, auch als Schriftsteller einen gefeierten Namen zurücklassend.

Die Bedeutung Berns in dieser Hinsicht liegt wesentlich in seinen liturgischen und kirchenmusikalischen Schriften. Wir besitzen von ihm einen Traktat de officio missae, einen Prologus in Tonarium, den "Tonarius", ein Werk "De varia psalmorum atque cantuum modulatione" sowie ein ebensolches "De consona tonorum diversitate". Zuerst von Gebert in den Scriptores rerum musicarum veröffentlicht, befinden sie sich neu gedruckt bei Migne CXLII, 1047 sqq. Weniger umfangreich ist, was uns von den liturgischen Dichtungen Berns erhalten ist: ein Tropus und ein Hymnus auf Epiphanie, ein Hymnus auf Lichtmeß und ein anderer für die Fastenzeit, endlich Sequenzen auf die Heiligen Gereon, Ulrich und Willibrord. Wir wissen auch, daß er ein Offizium auf den hl. Ulrich verfaßte, doch entzieht sich unserer Kenntnis, welches unter den vorhandenen das von ihm geschriebene ist. Von seinem Offizium auf den hl. Meinrad teilt Schubiger, Die Sängerschule von St. Gallen, Exempla Nr. 45, eines der Responsorien mit.

Guido Maria Dreves, Clemens Blume, Ein Jahrtausend Lateinischer Hymnendichtung. Erster Teil, S. 142

"Ein angesehener Reichsfürst, ein Abt, der seine Aufgaben aus wahrhaft religiöser Gesinnung zu erfüllen bestrebt war, dazu ein tüchtiger Gelehrter, hat Bern in den vier Jashrzehnten seiner Regierung durch sein kluges und maßvolles Verhalten die Reform des monastischen Lebens erreicht und sein Kloster zu einer neuen Blüte geführt."

Franz Brunhölzl, Geschichte der lateinischen Literatur des Mittelalters. Zweiter Band. Die Zwischenzeit vom Ausgang des karolingischen Zeitalters bis zur Mitte des elften Jahrhunderts. München 1992, S. 446

Literatur

Bern(o), Abt der Reichenau. - Lexikon für Theologie und Kirche. Begr. von Michael Buchberger. Hrsg. von Walter Kasper u.a., Freiburg i.Br., Basel, Rom, Wien. Bd. 2. Barclay bis Damodos. - 3., völlig neu bearb. Aufl. 1994, Sp. 285

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