Odilo de Mercoria (* 962 – † 1048/49)

Abt von Cluny

Odilo von Mercoeur (auch Odilo von Cluny), der dritte Sohn Beralds von Mercoeur und seiner Gemahlin Gerberga, erblickte das Licht der Welt 962. Er studierte zu Sain-Julien de Brioude und ward Kanoniker daselbst. Wilhelm, Abt von Saint-Benigne zu Dijon, wußte ihn für das Mönchstum zu gewinnen, und Majolus von Cluny nahm ihn in seine Abtei auf. Schon bald darauf ließ dieser, die Last des Alters empfindend, Odilo zu seinem Coadjutor, den 11. Mai 994 zum Abte wählen. In Odilo wiederholt sich die rastlose Tätigkeit Odos. Unter ihm greift die Reform nach Deutschland und Spanien hinüber, erreicht Cluny den Höhepunkt innerer Tüchtigkeit und äußerer Machtstellung. Mit den Päpsten seiner Zeit, von Gregor V. bis zu Clemens II., steht er in fortwährendem Kontakte, häufig in persönlichem Verkehr. Ebenso mit den Kaisern sächsischen und salischenStammes, zu Otto III. und Heinrich II., zu Konrad II. und Heinrich III. Innige Freundschaft verband ihn der hl. Kaiserin Adelheid, deren Leben er beschrieb, die er durch ein kirchliches Offizium verherrlichte.

Idealisieerte Darstellung in einem barocken StichIm Jahre 998 führte er das Fest Allerseelen in der Obödienz von Cluny und damit in der Christenheit ein; 1032 ernannte ihn Johann XIX. motu proprio zum Erzbischofe von Lyon und übersandte ihm das Pallium; aber Odilo lehnte die angetragene Würde beharrlich ab, und auch das Mißvergnügen des Papstes machte ihn in seinen Entschlusse nicht wankend. Im Jahre 1046 unternahm der Abt von Cluny seine letzte Romreise – es war die neunte –, wohnte der Wahl und Krönung des Papstes Clemens II. (des Bischofs Suidger von Bamberg) sowie der Kaiserkrönung Heinrichs III. bei. Willens heimzukehren, verunglückte er den 13 Januar 1047 durch einen Sturz vom Pferde. Im Oktober 1048 begab er sich zur Visitation in das Priorat von Souvigny (Bourbannais) und starb daselbst den 31. Dezember desselben Jahres. Er ward später im linken Nebenschiffe der Kirche an der Seite seines Vorgängers Majolus beigesetzt, dessen Offizium er verfaßt, den er in Hymnen verherrlicht hatte. Vgl. Iotsaldus, Vita Odilois, Bibl. Cluniacen. 329 sqq.; Ringholz, Der hl. Abt Odilo, Brünn 1885; Sackur, Die Cluniacenser I, 300ff.; Jardet, Saint Odilon, Lyon 1898.

Die literarische Hinterlassenschaft Odilos ist nicht groß. Zu ausgebreiteter literarischer Tätigkeit mußte dem Vielbeschäftigten die nötige Muße fehlen. So sind uns auch nur wenige Hymnen von ihm erhalten, zwei derselben sogar unvollständig. Diese geringen Reste seiner hymnodischen Dichtung sind Anal. hymn. L, 297 – 301 teils nach handschriftlichen Quellen, teils nach Marriers Bibliotheca Cluniacensis zusammengestellt. Vgl. auch Sackur a.a.O. II, 341 u.f.

(Guido Maria Dreves, Clemens Blume, Ein Jahrtausend Lateinischer Hymnendichtung. Erster Teil, S. 139f.)

Literatur

P. Odilo Ringholz, O.S.B., Der heilige Abt Odilo von Cluny in seinem Leben und Wirken. Brünn 1895

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