Praecursoris et baptistae

Henricus Pistor

Lateinisch:

Præcursoris et baptistæ
Diem istum chorus iste
Veneretur laudibus;
Vero die iam diescat,
Ut in nostris elucescat
Verus dies mentibus.

Se a mundo servans mundum
Munde vivit intra mundum
In ætate tenera;
Ne formentur a convictu
Mores, loco, verste, victu
Mundi fugit prospera.

Quem dum replet lux superna,
Veræ lucis fit lucerna,
Veri solis lucifer;
Novus præco novæ legis,
Immo novus novi regis
Pugnaturi signifer.

Singulari prophetia
Prophetarum monarchia
Sublimatur omnium;
Hi futurum, hic præsentem
Hi venturum, venientem
Monstrat iste filium.

Dum baptizat Christum foris,
Hic a Christo melioris
Aquæ tactu tingitur;
Duos duplex lavat flumen,
Isti nomen, illi numen
Baptistæ concreditur.

Dum baptizat, baptizatur,
Dumque lavat, hic lavatur
Vi lavantis omnia;
Aquæ lavant et lavantur,
His lavandi vires dantur
Baptizati gratia.

O lucerna verbi Dei,
Ad cælestis nos diei
Perduc luminaria,
Nos ad portum ex hoc fluctu,
Nos ad risum ex hoc luctu
Tua trahat gratia.

Deutsch:

Laßt dem Tag uns des Vorläufers
Unsers Herrn, dem Tag des Täufers
Helle Jubellieder weihn,
Tagen mög's vom wahren Tage,
Daß des Geistes Nacht verjage
Dieser Wahrheitsmorgenschein.

Seine Sitten, sich vor lauter
Weltlust hütend waren lauter
Schon in frühster Jugendzeit,
Zu der Üppigkeit Vermeidung
Ließ er Speise, Dach und Kleidung,
Fliehend in die Einsamkeit.

Hier, erfüllt von höh'rer Klarheit,
Ward zur Leuchte er der Wahrheit,
Künftgen Tages Morgenstern;
Einer neuen Lehre neuer
Herold brachte er als treuer
Bote Botschaft von dem Herrn.

Seiner Prophezeiung Weise
Macht in der Propheten Kreise
Ihn zum größten. Was sie
Noch in weiter Zukunft sahen,
Sah er selbst; nicht: "Er wird nahen",
Sprach er, sondern: "Er ist hie."

Da er Christum tauft im Freien,
Läßt ihm Christus angedeihen
Seine Taufe, geistentflammt;
Doppelt netzt der Fluß die zweie,
Daß den Namen er verleihe
Dem und dem des Täufers Amt.

Da er tauft, wird er getaufet
Und beträufelnd selbst betraufet
Mit des Welterlösers Weihn;
Wasser weiht und wird geweihet,
Doch der Weihung Kraft verleihet
Ihm des Täuflings Huld allein.

Leuchte vor dem Gottesworte,
Laß uns durch des Himmels Pforte
Gehn zum ewgen Heile ein!
Uns zum Frieden aus dem Streite
Und aus Leid zur Lust geleite
Deiner Gnade milder Schein.

Deutsch von Lebrecht Dreves (1816 – 1870)

fontes

Guido Maria Dreves, Die Kirche der Lateiner in ihren Liedern. Kempten, München 1908, S. 191 und 129

scholia / marginalia

Sequenz zum Fest der Geburt des heiligen Johannes des Täufers
Sequentia in Nativitate Ioannis Baptistae

Henricus Pistor, Chorherr von St. Viktor in Paris

"Zwischen Strophe 1 und 2 lassen wir, dem Übersetzer folgend, sieben Strophen des Originals entfallen." Guido Maria Dreves, Die Kirche der Lateiner in ihren Liedern. Kempten, München 1908, S. 191

metrum

Sechszeilige Doppelstrophen, bestehend aus je zwei dreizeiligen Halbstrophen, die durch den Reim zur sechszeiligen Strophe zusammengebunden werden.
Reimschema aabccb

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