Morte Christi celebrata

Anonymus

Lateinisch:

Morte Christi celebrata
Adest nobis dies grata,
Comedamus azyma;
Rege victo tenebrarum
Ritus perit victimarum,
Et est Christus victima.

Sacerdotis manus tractat,
Quem crudelis lictor mactat
Et plebs mali conscia;
Morti datur homo Deus,
Ut resurgat homo reus
Ad æterna gaudia.

Mors illius nostra vita,
Eius morte mors avita
Iam meretur veniam.
Nunc in illo delectare,
Qui est bonum singulare;
Rex adponat gratiam.

Pascha novum imolatur,
Et peccator invitatur
Ad tergendas maculas;
Morte Christi nos renati
Properemus invitati
Ad cælestes epulas.

Ovis ducta das macellum
Nostrum in se tulit bellum
ovem quærens perditam;
Gigas noster hostem stravit
Umerisque reportavit
Ovem sibi redditam.

Qui sub morte tenebantur
Vita duce liberantur,
Nuda gemunt tartara.
Homo, gaude, sic reductus,
Consoletur tuus luctus
Dulci sono cithara.

Samson ille Gazam vastat
Et in monte crucis astat
Secum ferens spolia;
Agnus noster portas fregit,
Infernales et subegit
Regna mortis fortia.

Israelem in Ægypto
Pharaone circumscripto
Serpens salvat æneus;
Sponsam suam ab inferno
Regno locans et superno
Noster traxit Orpheus.

Eia, paschalia
Recolamus gaudia;
Ninia lætitia
Concrepet ecclesia.

Nunc in mensa vitæ ducis
Comedamus cum lactucis
Carnes agni mysticas,
Toleremus et amara
Possessuri luce clara
Mansiones cælicas.

Hæc es, inquam, læta dies,
Animarum grata quies,
Et quam fecit Dominus;
Exsultemus promissorum
Quantitatem præmiorum
Recepturi comminus.

Sit laus Christo resurgenti,
Deo vivo et viventi
Per æterna sæcula;
Eapropter mentepia
Decantemus Alleluia
Cordis voce sedula.

deutsch:

Nach der todesstunde feier
Schlagt des frohen tages leier,
Ungesäuert esst das brot:
Da des todes fürst vernichtet,
Ist der opfer brauch gerichtet,
Christus sich zum opfer bot.

In des priesters hand betrachtet,
Den der grause henker schlachtet,
Und das volk im bösen streit.
Denn der Gottmensch musste sterben,
Dass die schuldigen menschen erben
Ewige lust und seligkeit.

Nur sein tod gab uns das leben
Durch sein sterben ward vergeben
Jenem tod ererbter schuld.
Unserm freudigen gemüte
Du, der einigt alle güte,
König, neige deine Huld!

Seht der sünder wird geladen,
Sich im neuen blut zu baden
Von den sünden rein und frisch:
Neu durch Christi blut geboren
Eilen wir, von ihm erkoren,
Zu des himmels reichem tisch.

Auf dem hingeschleppten lamme
Lag die last von unserm stamme,
Und es sucht nach unserm glück.
Unser held schlug Satan nieder,
Auf den schultern trug er wieder
Das verlorne lamm zurück.

Die der todesfürst gekettet,
Hat das leben selbst gerettet,
Leer der schlund der hölle stöhnt.
Menschen jubelt dem befreier,
Dass statt trauer auf der leier
Freude süssen sanges tönt.

Samson hat Gaza geschlagen,
Auf den berg das tor getragen,
Das sich ihm als beute bot:
Doch das lamm brach von den kerkern
Alle tore, schlug die stärkern
Reiche, die regiert der tod.

Aufgerichtet an der stange,
Hat einst eine erzne schlange
Der gebissnen schmerz gedämpft:
Sie zu frein im höchsten bunde,
Hat die braut aus tiefstem schlunde
Unser Orpheus sich erkämpft.

O du frohes Ostern! Heut
Jauchzen wir voll heiterkeit,
Ungemessne fröhlichkeit
Uns der kirche mund gebeut.

Denn am lebenstische essen
Heute wir mit bittern kressen
Das geheimnisvolle kind:
Lasst uns auch das bittre munden,
Da wir einst in lichten runden
Auf des himmels lagern sind.

Sieh, es schweigt der wirre trubel
In der brust am tag voll jubel,
Den der herr für uns bestimmt.
Lasst uns jauchzen vor dem gleissen
Aller gaben, die verheissen
Jedem sind, der gläubig nimmt.

Lasst uns allejuja bringen
Auf des geistes frommen schwingen
Mit des herzens emsigkeit:
Ehre dem erstandnen Gotte,
Ehre dem lebendgen Gotte
Bis in alle ewigkeit.

Deutsch von Friedrich Wolters (1876 – 1930)

fontes

Guido Maria Dreves, Clemens Blume, Ein Jahrtausend Lateinischer Hymnendichtung. Zweiter Teil, S. 111f.
Friedrich Wolters, Hymnen und Sequenzen, S. 133ff.

scholia / marginalia

In Resurrectione Domini Sequentia
Sequenz zur Auferstehung des Herrn (Ostern)

„Diese Sequenz, deren Inhalt und Form an die Tiefe und Gewandtheit Adams von St. Viktor erinnern, ist uns nur in einem Tropar der Abtei Saint-Martial von Limoges aus dem 12. oder dem Anfange des 13. Jahrhunderts (jetzt Parisin. 1139) erhalten.“ (Guido Maria Dreves, Clemens Blume, Ein Jahrtausend Lateinischer Hymnendichtung. Zweiter Teil, S. 112)

metrum

Sechszeilige Doppelstrophen, bestehend aus je zwei dreizeiligen Halbstrophen, die durch den Reim zur sechszeiligen Strophe zusammengebunden werden.
Reimschema: aab ccb. Nach der achten Strophe ist eine vierzeilige Strophe eingeschoben (solche Stropheneinschübe oder -variationen finden sich auch in den Sequenzen von Adam von Sankt Viktor).

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