Laetabundus

Anonymus

Lateinisch:

Lætabundus
Exsultet fidelis chorus,
Alleluja,

Regem regum
Intacte profudit thorus;
Res miranda.

Angelus consilii
Natus est de virgine,
Sol de stella;

Sol occasum nesciens,
Stella semper rutilans,
Semper clara.

Sicut sidus radium
Profert virgo filium
Pari forma;

Neque sidus radio
Neque mater filio
Fit corrupta.

Cedrus alta Libani
Conformatur hysopo
Valle nostra,

Verbum, mens altissimi,
Corporari passum est
Carne sumpta.

Isaias cecinit,
Synagoga meminit
Numquam tamen desinit
Esse cæca.

Si non suis vatibus
Credat vel gentilibus,
Sybillinis versibus
Hæc prædicta.

Infelix propera
Crede vel vetera;
Cur damnaberis
Gens misera?

Quem docet litera
Natum considera,
Ipsum genuit
Puerpera.

deutsch:

Heller jubel
Jauchzet in dem gläubigen chore,
Allejuja!

Aller könig
Kam aus unverletztem tore,
O des wunders!

Denn der bote ewigen rates
Aus dem schoss der jungfrau kam,
Sonn aus sterne:

Sonne, die kein sinken kennt,
Stern, der hell herniederbrennt,
Immer reiner.

Wie der strahl aus seinem stern,
So kam aus der mutter kern
Auch der sprosse,

Wie der strahl nicht seinen stern,
Sehrte auch der mutter kern
Nicht der sprosse.

Hohe zeder Libanons,
Ward zu einem hysopstrauch
Tief im tale,

Wort und geist des herrlichsten
Ging in einen körper ein,
Ward zum fleische.

Isaias lehrte es,
Synagoga lernte es,
Aber nie entfernte es
Ihre blindheit.

Wenn nicht eignem sehertum,
Glaube sie dem heidentum,
Da Sibyllas heiligtum
Dieses kundtat.

Unselige, eile dich,
Glaub oder neige dich,
Was verdammst du denn
Das arme volk.

Den schrift verkündet schon,
Betrachte nun den sohn,
Da geboren ihn
Die jungfrau hat.

Deutsch von Friedrich Wolters (1876 – 1930)

fontes

Guido Maria Dreves, Clemens Blume, Ein Jahrtausend Lateinischer Hymnendichtung. Zweiter Teil, S. 17
Friedrich Wolters, Hymnen und Sequenzen, S. 100ff.

scholia / marginalia

In Nativitate Domini Sequentia
Sequenz zu Weihnachten   -   (Hier eine Miszelle zum Thema "Sequenzen")

"Abermals eine der beliebtesten und gesungensten Sequenzen des Mittelalters, die sich vom Anfange des 12. Jahrhunderts an fast in jedem mittelalterlichen Meßbuche, in jedem Graduale, jedem Tropar findet. Zugleich eine derjenigen Sequenzen, die am meisten nachgeahmt wurden, oder richtiger, die am häfigsten ihre Singweise neuen Sequenzen leihen mußte. Es wird kaum genügen, wenn wir sagen, daß hundert und aberhundert Sequenzen auf die Melodie 'Laetabundus' gedichtet wurden. Jeder Sequenzenband der Analecta hymnica ist reich an Beispielen hierfür. Die Sequenz gehört dem Übergangsstile an, d.h. sie bildet eine Zwischenstufe zwischen der reimlosen notkerschen Prosa und der vollendeten Reimsequenz Adams von St. Viktor. Sie ward und wird noch bei Kehrein a.a.O. dem hl. Bernhard zugeschrieben. Ich brauche nicht zu wiederholen - ich verweise auf das im ersten Teile bei Bernhard von Clairvaux Bemerkte - , daß dies einen alten, eingerosteten Irrtum bedeutet. Noch ist die Wahrnehmung von Interesse, daß die Sequenz in den französischen und englischen sowie in den Gradualien der Dominikaner (auch der deutschen) mit einer anderen Singweise versehen erscheint, als in den Gradualien Deutschlands und seiner Nebenländer (Niederlande, Böhmen, Polen)."

Guido Maria Dreves, Clemens Blume, Ein Jahrtausend Lateinischer Hymnendichtung. Zweiter Teil, S. 17f.

Die Sequenz hat ihren Ursprung im Raum der gallikanischen Liturgie. Aus dem Missale romanum wurde sie - wie fast alle Sequenzen - im Zuge der Reformen nach Trient verbannt. Einer Information in New Liturgical Movement zufolge hat sie jedoch im Eigenritus der Dominikaner überdauert, wo sie in der 3. Weihnachtsmesse, an Erscheinung des Herrn und an Mariä Lichtmess weiterhin ihren Platz hat. Den Dominikanern von Oxford verdanken wir sogar eine Audio-Aufnahme bei Youtube.

metrum

"Laetabundus" ist eine Sequenz der Übergangsepoche oder des Übergangsstiles zwischen der notkerischen reimlosen Sequenz und den vollendet gereimten Sequenzen, wie sie, nebst anderen, Adam von Sankt Viktor geschaffen hat.

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