Exsultet mentis iubilo

In memoria Thomæ Aquinatis

Lateinisch:

Exsultet mentis iubilo
Laudans turba fidelium
Errorum pulso nubilo
Per novi solis radium.

Thomas in mundi vespere
Fudit thesauros gratiæ
Donis plenus ex æthere
Morum et sapientiæ.

De cuius fonte luminis
Verbi crocusant faculæ
Scripturæ sacræ numinis
Et veritatis regulæ.

Fulgens doctrinæ radiis,
Clarus vitæ munditia,
Splendens miris prodigiis
Dat toti mundo gaudia.

Sit patri laus ac genito
Simulque sancto flamini,
Qui sancti Thomae merito
Nos cæli iungat agmini.

Deutsch:

Die Schar der Gläubigen frohlocke
im Jubel des Geistes,
da durch den Strahl einer neuen Sonne
der Nebel der Irrtümer vertrieben wurde.

Thomas gießt in der westlichen Welt
die Schätze der Gnade aus,
voll mit Geschenken des Himmels
für Sitten und Weisheit.

Vom Quell seines Lichtes
leuchten die Fackeln des Wortes,
die heiligen Schriften des göttlichen Willens
und die Richtschnur der Wahrheit.

Mit Lichtstrahlen lässt er die Lehre erglänzen,
lässt der Berühmte die Lauterkeit des Lebens
Mit erstaunlichen Wunderzeichen leuchten,
gibt er der ganzen Welt Freuden.

Dem Vater sei Lob und dem Sohn
Wie auch dem heiligen Geist,
die uns durch die Verdienste des heiligen Thomas
der Schar der Himmlischen verbinden mögen.

Deutsch von René Strasser

fontes

Analecta hymnica medii aevi LII. Thesauri hymnologici Hymnarium. Die Hymnen des Theasaurus Hymnologicus H.A. Daniels und anderer Hymnen-Ausgaben. II. Die Hymnen des 12. – 16. Jahrhunderts aus den ältesten Quellen neu herausgegeben von Clemens Blume. Leipzig 1909, S. 302f.

scholia / marginalia

Hymnus de Sancto Thoma Aquinate - Ad Vesperas
Hymnus auf den heiligen Thomas von Aquin - Zu den Vespern

Gedenktag des Heiligen ist der 7. März.

Strophe 5: sol solem caeli sequitur.
Das Wortspiel wird verständlich, wenn man sich vergegenwärtigt, dass Sonne und Stern Attribute des heiligen Thomas von Aquin sind.

Thomas von Aquin

Portrait des hl. Thomas

Predigermönch (* um 1225 – + 1274)

Thomas von Aquin erblickte das Licht der Welt zu Roccasecca, unweit von Aquino, wahrscheinlich zu Ende des Jahres 1225. Sein Vater Landolfo, Graf von Aquino, war langobardischer Abkunft, seine Mutter Theodora, eine geborene Gräfin von Theate, normannischen Blutes. Fünf Jahre alt ward Thomas zum Besuch der dortigen Schulen nach Monte Cassino verbracht, von wo er 1235 nach Neapel an die dortige Hochschule übersiedelte. Aber noch in demselben Jahre (nach andern erst 1243) nahm er das Kleid des hl. Dominikus. Aus Besorgnis vor dem Unwillen seiner Familie ward er von den Ordensobern nach Rom und weiter nach Paris verschickt, auf der Reise dahin aber bei Aquapendente von seinen Brüdern überfallen und auf Castello San Giovanni gefangen gesetzt. Nach Jahresfrist durch den Einfluß der Mutter der Freiheit zurückgegeben, ging er mit dem Magister generalis seines Ordens, Johannes Teutonicus, über Paris nach Köln, wo er Alberts des Großen Schüler wurde. Er begleitete diesen in der Folge nach Paris (1245), kehrte aber 1248 mit ihm an den Rhein zurück, unter seiner Leitung mit Vorlesungen für die studierenden Ordensgenossen betraut. Von 1251 an las er in Paris im Konvent Saint-Jacques über den Meister den Sentenzen, ward 1254 (oder 56) zum Lizentiaten promoviert und nach längerem Widerstande der Universität im Oktober 1257 in das Dozentenkollegium eingereiht. Im Jahre 1260, spätestens 61, verließ er aber Paris aufs neue und weilte teils in der unmittelbaren Umgebung des Papstes Urban IV., teils in verschiedenen Städten Italiens. Das Bistum Neapel, das ihm Clemens IV. angetragen, schlug er aus, wohnte 1265 dem Kapitel seines Ordens in Anagni bei und leitete 1269 – 71 die Schulen der Dominikaner in Rom; 1272 finden wir ihn wieder in Paris, 1274 in Neapel, von wo ihn Gregor X. zum zweiten Konzil von Lyon berief. Auf dem Wege dahin erkrankte er in dem Hause seiner Nichte Francesca von Ceccano zu Maënza und starb in dem nahegelegenen Zisterzienserstifte Fossa Nova den 7. März 1274. Johann XXII. versetzte ihn den 18. Juli 1323 in die Zahl der Heiligen.“
(Guido Maria Dreves, Clemens Blume, Ein Jahrtausend Lateinischer Hymnendichtung. Erster Teil. Leipzig 1909, S. 355f.)

Die Gebeine des Heiligen wurden am 28. Januar 1369 nach Toulouse in die Kirche des Dominikanerklosters Les Jacobins überführt. (S. Hymnus In translatione s. Thomae Aquinatis)

Reliquienschrein des h. Thomas

Am 25. April 1567 ernannte Pius V. Thomas von Aquin zum Kirchenlehrer, als solcher trägt er den Ehrentitel doctor angelicus.

Dante deutet in der göttlichen Komödie (Purgatorio, XX, 69) an, dass Karl I. von Anjou für seinen Tod verantwortlich gewesen sei.

Herabkam Karl nach Welschland und – zur Buße
Ließ Konradin er sterben, schickte dann
Ins Paradies Sankt Thomas – auch zur Buße!

Deutsch von Richard Zoozmann,1863- 1934)

Nach anderer Überlieferung sei Thomas von einem Arzt, der dem König einen Gefallen erweisen wollte, vergiftet worden.

„Für die Hymnologie kommt Thomas von Aquin in Betracht als Verfasser des Offiziums für das Fest des Fronleichnams. Die Einführung dieses Festes war veranlaßt durch die Visionen der seligen Juliana von Mont-Cornillon bei Lüttich, welche sich dem Dominikaner Hugo und dem Erzdiakon Jacobus Pantaleon anvertraute. Ersterer ward bald darauf zum Kardinallegaten ernannt und führte das Fest zunächst im Lütticher Sprengel ein; letzterer ward 1261 Papst und dehnte das neue Fest 1264 auf die ganze Christenheit aus. Mit Abfassung des Officiums (Tageszeiten und Messe) betraute er Thomas von Aquin, der jene mit unvergänglichen Hymnen, diese mit einer unsterblichen Sequenz ausstattete. Außerdem stammt von ihm das tiefempfundene Adore te devote.“
(Guido Maria Dreves, Clemens Blume, Ein Jahrtausend Lateinischer Hymnendichtung. Erster Teil. Leipzig 1909, S. 355f.)

Literatur

Gilberth Keith Chesterton, Thomas von Aquin (verschiedene Ausgaben, manche auch mit anderem Titel oder Untertitel, zum Beispiel: Der stumme Ochse. Über Thomas von Aquin. Freiburg i.Br. 1960)

Josef Pieper, Hinführung zu Thomas von Aquin. Zwölf Vorlesungen. München 1958, 1963

Josef Pieper, Kurze Auskunft über Thomas von Aquin. Dritte Auflage. München 1963

Marie-Dominique Chenu, Thomas von Aquin. In Selbstzeugnissen und Bilddokumenten. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt 1960 (rowohlts monographien)

David Berger, Thomas von Aquin und die Liturgie. Köln: Editiones Thomisticae, 2. verbesserte und erweiterte Auflage, 2000

Thomas von Aquin. Thomas-Brevier, lateinisch – deutsch. Zusammengestellt, verdeutscht und eingeleitet von Josef Pieper. München 1956

Thomas von Aquin, Gebete, lateinisch – deutsch. Auswahl und Übertragung von Willi Reich. Zürich 1962

Thomas von Aquin. Sentenzen von Thomas von Aquin. Deutsch von Josef Pieper. München 1965

metrum

Versmaß: ambrosianisch (metrum ambrosianum), akatalektische iambische Dimeter, anstelle der Iamben können an erster und dritter Stelle auch Spondäen und Anapäste stehen (vgl. Aldalbert Schulte, Die Hymnen des Breviers, S. 9f.).

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