In festo S. Maximiliani Kolbe Martyris

Ioannes Georgius Bertram (Hansjürgen Bertram, *1937)

Lateinisch:

Dum pio dulces puello
dat Maria somnulos,
flosculos albos pluitque,
purpuratos flosculos
"Ecce, Maximiliane,
quos rogas", ait, "datos:

Castitatem permanentem
martyris palmæ decus,
virginalem adiungo mentem
viribus virilibus,
semper et meis calentem
cordis arulam ignibus."

Macte, Maximiliane,
quod rogabas, obtines,
cælico nutrite pane
lilium palmamque habes,
Sancte vere Franciscane,
sed per asperas cruces.

Æde fundata Minorum
litteras sacras doces,
imprimendæ veritati
et propagandæ studes
mira technica typorum
miles inter milites.

Quos ad arma convocasti
Virginis purissimæ
orbis ad sacranda vasti
limina Invictissimæ,
Matre alunt lactante pasti
incolas Iaponiæ.

Hostis interim draconis
lumine obliquo latens
invidensque missionis
prospero flori impotens
ecce concentrationis
te locat campo furens.

Christiani more veri
patre pro familias
non recusas aboleri
te trucidandumque das,
o Poloni gemma cleri
supplicantes audias!

Sit Patrique Filioque
Flaminique gloria,
Trinitati sit beatae
sæcla laus per omnia,
augeat nostram fidemque
martyrum victoria!

Amen.

Deutsch:

Da mit leichtem, süßem Schlummer
sie das fromme Kind bedenkt,
hat Maria weiß- und rote
Blüten in den Traum gelenkt.
„Maximilian“, so spricht sie,
„was du wünschst, sei dir geschenkt.“

„Lebenslange Lilienreinheit
und die Palm‘ für’s Zeugenblut,
mit Jungfräulichkeit verbind‘ ich
Manneszucht und Mannesmut,
und dein kleiner Herzensaltar
brenne stets von meiner Glut!“

Maximilian, erhalten
hast du, was du willst, wohlan!
Himmelsbrot hat dich genähret,
Palm‘ und Lilie ward dir dann.
Heilger nach Francisci Herzen,
der durch’s Kreuz die Kron‘ gewann!

Gründetest ein Ordenskloster,
lehrtest heilge Wissenschaft,
daß die Wahrheit sich verbreite,
setztest ein du alle Kraft.
Durch die Kunst gedruckter Lettern
kämpftest du mit Leidenschaft.

Die du zu den Waffen riefest,
bis in fernste Länderein,
alles ihr, der reinsten Jungfrau,
allzeit Siegerin, zu weihn,
laden an der Mutter Busen
Japans Volk zum Tranke ein.

Unterdes des Feindes Auge
schlangengleich und aufgebläht
voller Neid und doch ohnmächtig
auf das Werk des Himmels späht.
Und er ruht nicht, bis sein Gegner
hinter Stacheldraht gerät.

Nach der Weise wahrer Christen
gibst du dich zum Opfer hin.
Für einen Familienvater
hinzuscheiden, ist dein Sinn.
Edelstein des poln‘schen Klerus,
neig dich zu den Betern hin.

So dem Vater wie dem Sohne
wie dem Geist sei Lob geweiht
bis in alle Ewigkeiten
Ehre der Dreifaltigkeit!
Unsern Glauben möge mehren,
der durch’s Kreuz den Sieg verleiht!

Amen.

Deutsch von Hans Jürgen Bertram

fontes

Ioannes Georgius Bertram (Hansjürgen Bertram), Hymnarium Suppletivum. Hymni sacri qui in Breviario Romano desunt. 2009, S. 39

Die Übertragung dieser Hymne hat der Verfasser selbst vorgenommen.

Das "Hymnarium Suppletivum" ist beim Verfasser erhältlich (Preis Euro 8,00 plus Versandkosten): Hansjürgen Bertram, Leyler Weg 21, 56656 Brohl-Lützing

Weitere Hymnen mit deutschen Übersetzungen auch in:
Una voce-Korrespondenz 41 (2011), Heft 2, S. 197 - 204, Teil 1
Una voce-Korrespondenz 41 (2011), Heft 3, S. 275 - 286, Teil 2

 

Scholia / Marginalia

Gedenktag des Heiligen ist der 14. August.

Bei der Veröffentlichung der beiden Hymnen "O gente felix hospita" und "O lux beata caelitum" von Papst Leo XIII. (1810 – 1903), die zu den jüngsten Hymnen im Breviarium Romanum gehören, wurden diese hier im "Hymnarium" als ein eindrückliches Beispiel dafür genannt, dass auch in neuerer Zeit kirchliche lateinische Hymnendichtung nicht nur denkbar, sondern möglich ist, selbst im Schatten scheinbar übermächtiger Vorbilder.

Hintergrund dieser Feststellung war die Erwartung, dass irgendwann eine Besinnung auf die ehrwürdige lateinische Sprache und ihre Bedeutung für die Liturgie erfolgen möchte, welche das Konzil ausdrücklich gewünscht hat und die noch immer die offizielle Kirchensprache ist (cf. Apostolische Konstitution "de latinitatis studio provehendo" Veterum sapientia von Papst Johannes XXIII. sowie das Motu proprio Latina Lingua von Benedikt XVI.)

Nun hat rund hundert Jahre nach dem Tod von Papst Leo XIII. Hansjürgen Bertram eine grössere Zahl beeindruckender Hymnen in lateinischer Sprache vorgelegt (2009), die im Breviarium Romanum "fehlen" (Hymni sacri qui in Breviario Romano desunt).

Papst Benedikt XVI. scheint von diesen Hymnen, als sie ihm vorgelegt wurden angetan gewesen zu sein, verfügte er doch, wie aus einem Brief des Secretaria Status. Sectio pro generalibus negotiis vom 20. Oktober 2009 hervorgeht, dass sie der "Heiligen Kongregation für den Gottesdienst" vorgelegt würden (Quod attinet ad hymnarium vel hymnorum novorum collectionem, Congregationi Pro Cultu Divino exemplar Tuum Ipse proponere dignabitur diligenti iudicio perpendendum, si qui Breviario translaticio queant inseri, potissimum quos in honorem Sanctorum novorum panxisti, quod tamen ne praeveniatur, enixe commonet.).

In Zeiten allerdings, da den Vertretern der Kirche der Sinn für sakrale und liturgische Sprache ab¬handen gekommen ist, da es ihnen förmlich die Sprache verschlagen hat, sie nicht in der Lage sind die lateinische Rücktrittserklärung des Papstes zu verstehen und sie Zuflucht zum Jargon der Strasse nehmen, besteht wenig Hoffnung, dass eine solche Kongregation den Schatz erkennt, der ihr zugeleitet wurde und in ihm ein Beispiel und Vorbild erkennt, um die Sprachlosigkeit zu überwinden.

Der Verfasser der lateinischen Hymnen hat einige von ihnen unter Beibehaltung der metrischen Form in die deutsche Sprache übertragen, und es ist vorgesehen, dass weitere Übersetzungen folgen.

Das Spektrum dieser "neuen" Hymnen ist erstaunlich groß und vielfältig; es reicht von Heiligen wie Ephräm dem Syrer, Augustinus, Bonifatius, Bernhard von Clairvaux, Elisabeth von Thüringen bis zu Thomas Morus, Paulus Miki von Nagasaki, dem Pfarrer von Ars, zum seligen Kardinal John Henry Newman und den Heiligen neuerer Zeit wie Maria Goretti, Charles de Foucauld, Mutter Teresa, Maximilian Kolbe und Edith Stein.

Auch eine Hymne auf Papst Pius XII., desssen Seligsprechungsverfahren eingeleitet ist und dessen Gedenken dieser kleine Band gewidmet ist (Beatae memoriae Sanctitatis suae Pii Papae XIIi Pontificis Maximi Regiminis pro temporum adversatibus Fausti et benedicti) liegt vor.

Maximilian Maria Kolbe (geboren am 7. Januar 1894 in Zduńska Wola, gestorben am 14. August 1941 in Auschwitz). Rajmund Kolbe, Sohn eines Arbeiters, besuchte eine Franziskanerschule in Lemberg. Unter dem Namen Maximilian Maria trat er 1911 in den Minoritenorden der Franziskaner ein. Ab 1912 studierte er an der Päpstlichen Universität Gegoriana in Rom, wo er 1918 zum Priester geweiht wurde. Nach der Promotion kehrte er 1919 nach Polen zurück und unterrichtete am Priesterseminar der Franziskaner in Kraukau.

Mit Ordensbrüdern unternahm er 1930 eine Missionsreise nach Nagasaki; in Japan gründete er Missionsstationen und klösterliche Gemeinschaften. 1936 kehrte er nach Polen zurück. Im Februar 1941 wurde er durch die Besatzungsmacht verhaftet und ins Vernichtungslager Auschwitz deportiert.

Als Strafaktion für die vermeintliche Flucht eines Gefangenen wurden zehn Männer ausgesondert, um sie im Hungerbunker verenden zu lassen. Maximilian Kolbe opferte sich stellvertretend, um einem Familienvater das Leben zu retten. Zusammen mit andern Verurteilten, die noch nicht verhungert waren, wurde er am 14. August 1941 mit einer Giftspritze umgebracht.

Pater Maximilian Kolbe wurde 1971 durch Papst Paul VI. seliggesprochen und 1982 durch Papst Johannes Paul II. heiliggesprochen.

Eine Statue Maximilian Kolbes von Andrew Tanser wurde 1998 am Westportal der Westminster Abbey in London enthüllt und erinnert an den Märtyrer.

metrum

Versmaß: gereimte sechszeilige trochäische Tetrameter, 2., 4. und 6. Vers jeweils katalektisch

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