In Festo S. Teresiae Benedictae a Cruce

Ioannes Georgius Bertram (Hansjürgen Bertram, *1937)

Lateinisch:

S. Teresiae Benedictae a Cruce
Virginis et Martyris
(in saeculo Edith Stein)

Te gentis Hebrææ decus
aqua renatam filiam
illuminatam cælitus
salutis ingredi viam.

Avulsum et iterum stipiti
insertum olivæ surculum
te confitemur gratiæ
pignus Dei mirabile.

Altam petis scientiam
scriptis Aquinatis satam
Carmelitanique ordinis
intras domum novicia.

A calle pertinaciæ
conversa ad astra fulgida,
sanctissimi mysterii
amplecteris Sacram Crucem.

Foris furentibus feris
crudi ducis cohortibus
Bataviæ tranquillius
asylum ad exterum fugis.

Sed ex sororum tegmine
scelesta te rapit manus
et victimam tot victimis
stirpis perosæ congregat.

Errantibus pro fratribus
ut Agnus ictus et tuis
tandem probetur omnibus,
cædem libenter suscipis.

Pater benigne, præbeas,
per Sponsam ut istam Filii
Nato, Tibi, Paraclito
vox nostra laudes concinat.
Amen.

Deutsch:

Hl. Teresia Benedicta vom Kreuz
Jungfrau und Märtyrerin
(in der Welt: Edith Stein)

Dich, des Hebräervolkes Zier,
entsühnt durch Wassers Neugeburt,
macht himmlische Erleuchtung reif,
den Weg des Heiles anzugehn.

Dich ausgerissnen Ölbaumzweig,
dem Stamme wieder eingepfropft,
bekennen wir als Unterpfand,
der Gnade Gottes Huldbeweis.

Der adlergleichen Wissenschaft,
wie sie der Aquinate lehrt,
ergeben, trittst du in das Haus
des Karmels als Novizin ein.

Vom Pfad der Unbelehrbarkeit
zum Himmelslicht emporgewandt,
umarmst das Heilsgeheimnis du,
das sich im Heilgen Kreuz erschließt.

Und während draußen schon mit Wut
des Mordtyrannen Horden ziehn,
suchst ruhigere Bleibe du,
und Holland bietet Unterschlupf.

Doch aus der Schwestern trauter Hut
reißt dich hinweg die Frevelhand,
gesellt dich des verhaßten Volks
Schlachtopfern als Schlachtopfer zu.

Für deiner Brüder blinde Schar,
damit das Lamm am Kreuzesstamm
auch deinem Volk erkennbar sei,
gehst willig du in deinen Tod.

Gib, gütger Vater, daß durch sie,
die Deines Eingebornen Braut,
Dir mit dem Sohn und auch dem Geist
laut unser aller Lob erschall‘!
Amen.

Deutsch von Hans Jürgen Bertram

fontes

Ioannes Georgius Bertram (Hansjürgen Bertram), Hymnarium Suppletivum. Hymni sacri qui in Breviario Romano desunt. 2009, S. 38

Die Übertragung dieser Hymne hat der Verfasser selbst vorgenommen.

Das "Hymnarium Suppletivum" ist beim Verfasser erhältlich (Preis Euro 8,00 plus Versandkosten): Hansjürgen Bertram, Leyler Weg 21, 56656 Brohl-Lützing

Weitere Hymnen mit deutschen Übersetzungen auch in:
Una voce-Korrespondenz 41 (2011), Heft 2, S. 197 - 204, Teil 1
Una voce-Korrespondenz 41 (2011), Heft 3, S. 275 - 286, Teil 2

scholia / marginalia

Gedenktag der Heiligen ist der 9. August.

Bei der Veröffentlichung der beiden Hymnen "O gente felix hospita" und "O lux beata caelitum" von Papst Leo XIII. (1810 – 1903), die zu den jüngsten Hymnen im Breviarium Romanum gehören, wurden diese hier im "Hymnarium" als ein eindrückliches Beispiel dafür genannt, dass auch in neuerer Zeit kirchliche lateinische Hymnendichtung nicht nur denkbar, sondern möglich ist, selbst im Schatten scheinbar übermächtiger Vorbilder.

Hintergrund dieser Feststellung war die Erwartung, dass irgendwann eine Besinnung auf die ehrwürdige lateinische Sprache und ihre Bedeutung für die Liturgie erfolgen möchte, welche das Konzil ausdrücklich gewünscht hat und die noch immer die offizielle Kirchensprache ist (cf. Apostolische Konstitution "de latinitatis studio provehendo" Veterum sapientia von Papst Johannes XXIII. sowie das Motu proprio Latina Lingua von Benedikt XVI.)

Nun hat rund hundert Jahre nach dem Tod von Papst Leo XIII. Hansjürgen Bertram eine grössere Zahl beeindruckender Hymnen in lateinischer Sprache vorgelegt (2009), die im Breviarium Romanum "fehlen" (Hymni sacri qui in Breviario Romano desunt).

Papst Benedikt XVI. scheint von diesen Hymnen, als sie ihm vorgelegt wurden angetan gewesen zu sein, verfügte er doch, wie aus einem Brief des Secretaria Status. Sectio pro generalibus negotiis vom 20. Oktober 2009 hervorgeht, dass sie der "Heiligen Kongregation für den Gottesdienst" vorgelegt würden (Quod attinet ad hymnarium vel hymnorum novorum collectionem, Congregationi Pro Cultu Divino exemplar Tuum Ipse proponere dignabitur diligenti iudicio perpendendum, si qui Breviario translaticio queant inseri, potissimum quos in honorem Sanctorum novorum panxisti, quod tamen ne praeveniatur, enixe commonet.).

In Zeiten allerdings, da den Vertretern der Kirche der Sinn für sakrale und liturgische Sprache abhanden gekommen ist, da es ihnen förmlich die Sprache verschlagen hat, sie nicht in der Lage sind die lateinische Rücktrittserklärung des Papstes zu verstehen und sie Zuflucht zum Jargon der Strasse nehmen, besteht wenig Hoffnung, dass eine solche Kongregation den Schatz erkennt, der ihr zugeleitet wurde und in ihm ein Beispiel und Vorbild erkennt, um die Sprachlosigkeit zu überwinden.

Der Verfasser der lateinischen Hymnen hat einige von ihnen unter Beibehaltung der metrischen Form in die deutsche Sprache übertragen, und es ist vorgesehen, dass weitere Übersetzungen folgen.

Das Spektrum dieser "neuen" Hymnen ist erstaunlich groß und vielfältig; es reicht von Heiligen wie Ephräm dem Syrer, Augustinus, Bonifatius, Bernhard von Clairvaux, Elisabeth von Thüringen bis zu Thomas Morus, Paulus Miki von Nagasaki, dem Pfarrer von Ars, zum seligen Kardinal John Henry Newman und den Heiligen neuerer Zeit wie Maria Goretti, Charles de Foucauld, Mutter Teresa, Maximilian Kolbe und Edith Stein.

Auch eine Hymne auf Papst Pius XII., desssen Seligsprechungsverfahren eingeleitet ist und dessen Gedenken dieser kleine Band gewidmet ist (Beatae memoriae Sanctitatis suae Pii Papae XIIi Pontificis Maximi Regiminis pro temporum adversatibus Fausti et benedicti) liegt vor.

Edith Stein (geboren am 12. Okt. 1891 in Breslau, gestorben am 9. August 1942 in Auschwitz) stammte aus einer jüdischen Familie. Sie studierte Philosophie, Germanstik und Geschichte. Ihre Promotion erfolgte 1916 (Dissertation: Zum Probelm der Einfühlung). 1916 bis 1918 war sie in Freiburg wissenschaftliche Assistentin von Edmund Husserl.

Am 1. Januar 1922 empfing sie die Taufe, am 14. Oktober 1933 trat sie in den Kölner Karmel ein, und am 21. April 1938 legte sie die ewigen Gelübde ab.

Als der Aufenthalt in Deutschland wegen der Judenverfolgung immer gefährlicher wurde, suchte sie 1939 zusammen mit ihrer Schwester in Holland im Karmel von Echt Zuflucht. Als die Bedrängnis der Juden auch in Holland zunahm, die Deportationen begannen und sie ihres Lebens nicht mehr sicher sein konnten, versuchten sie, in die Schweiz zu fliehen. Die Karmeliterklöster in Le Pâquier und Seedorf im Kanton Freiburg erklärten sich bereit, je eine der Schwestern aufzunehmen. Doch die bürokratischen Schwierigkeiten waren unüberwindbar. Die deutsche Besatzungsbehörde verweigerte die Ausreiseerlaubnis, die schweizerische Fremdenpolizei verlangte Bürgschaften, und auch die zuständige vatikanische Kongregation stellte Forderungen. Die Ausreise scheiterte letzlich an staatlicher und kirchlicher Bürokratie.

Am 2. August 1942 wurden Edith Stein und ihre Schwester Rosa verhaftet und am 9. August in Auschwitz umgebracht.

Nach dem Krieg begann das "Archivum Carmelitanum Edith Stein" (Löwen, Brüssel) mit der Herausgabe ihrer Werke. 1961 wurde das Edith-Stein-Archiv in Köln eröffnet.

Edith Stein (Teresia Benedicta a Cruce oder Teresia Benedicta vom Kreuz) wurde 1987 seliggesprochen und 1998 von Papst Joohannes Paul II. heiliggesprochen.

Auf Beschluss der Bayerischen Staatsregierung wurde am 25. Juni 2009 in der Ruhmes- und Ehrenhalle Walhalla bei Donaustauf eine Marmorbüste der ermordeten Nonne, Philosophin und Frauenrechtlerin Edith Stein aufgestellt.

Literatur

Christian Feldmann, Edith Stein. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt, 2004 (rowohlts monographien)

 

metrum

Versmaß: ambrosianisch (metrum ambrosianum), akatalektische iambische Dimeter, anstelle der Iamben können an erster und dritter Stelle auch Spondäen und Anapäste stehen (vgl. Aldalbert Schulte, Die Hymnen des Breviers, S. 9f.).

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