In festo B. Clementis Augustini de Galen

Ioannes Georgius Bertram (Hansjürgen Bertram, *1937)

Lateinisch:

Auguste Clemens, pervigil
pastor gregis Dominici,
aurum probatum maximis
in tribulationibus!

Prisco refulgens sanguine
ortuque nobilissimo,
fulgentior virtutibus
et moribus Guestphaliæ.

O vir patientissime
in sustinendis ictibus,
in re gerenda provide,
numquam pavescens ardua!

Quo infulatus es die,
nupsisse temet autumas
agno videlicet Dei
Ecclesiæ per vinculum.

Evectus almus pontifex
in Mymmegardi cathedram,
Antistes, ut res postulat,
fidelibus præes tuis!

Nigrum vocari præcipis
nigrum colorem, candidum
sed candidum, canum tamen
nec candidumque nec nigrum.

Cum Antichristi signifer,
dux Teutonum terrificus,
terras iuberet sulphure
et fervida spargi pice,

Bellum pararet patriæ
ægrosque dederet neci
Christique sacris ædibus
expelleret monasticos.

Episcopi de pulpito
en clara vox redarguit
interrita insanis minis
sævi tyranni crimina.

O ter beata Trinitas,
triplex tibi laus unica,
herois istius prece
ad te sinas nos evehi!
Amen.

Deutsch:

Clemens Augustus, Wächter du,
der Herde Christi treuer Hirt,
Gold, das in schwerer Zeiten Not
geläutert wurde und erprobt!

Du aus vortrefflich altem Blut,
ein Sproß aus adelsstolzem Stamm,
vortrefflicher an männlicher
westfälisch fester Eigenart!

Du Mann von himmlischer Geduld,
wie viele Wunden trugst du still!
Wie überlegt im Handeln war,
wie in Gefahr beherzt dein Sinn!

Den Weihetag zum Bischofsamt,
den nennst du deinen Hochzeitstag,
vermählt bist du dem Gotteslamm
als Hirt der Kirche, seiner Braut.

Auf Münsters heiligen Bischofsstuhl
erhebt man dich als Pontifex,
und wie es je die Not verlangt,
tust du in allem deine Pflicht.

Das Schwarze sei, so willst du es,
stets schwarz genannt, das Weiße weiß,
was zwischen diesen beiden liegt,
das Graue weder schwarz noch weiß.

Als er, der Schreckensfürst des Reichs,
der Fahnenschwenk des Antichrists,
die ganze Welt in Pech getaucht
und in der Hölle Schwefelglut,

Krieg gegen Kranke führt im Volk
mit Morden, "schöner Tod" genannt,
aus Häusern, die dem Herrn geweiht,
die Ordensleute frech vertreibt,

da scholl vom Predigtstuhl herab
des tapfren Bischofs Donnerwort
und schalt, vor keiner Drohung bang,
des Herrschers frevelhaftes Tun.

Glückselige Dreifaltigkeit,
ein dreifach einig Lob sei Dir,
auf Fürsprach' dieses Seligen hier
lass uns vor Dir rechtfertigt stehn!
Amen

Deutsch von Hansjürgen Bertram

fontes

Ioannes Georgius Bertram (Hansjürgen Bertram), Hymnarium Suppletivum. Hymni sacri qui in Breviario Romano desunt. 2009, S. 22

Auch in: Ioannis Peregrini Musarium Sollemnia. Carmina sacra et profana. Bonn 2009. S. 336 - 339

Die Übertragung dieser Hymne hat der Verfasser selbst vorgenommen.

Das "Hymnarium Suppletivum" ist beim Verfasser erhältlich (Preis Euro 8,00 plus Versandkosten): Hansjürgen Bertram, Leyler Weg 21, 56656 Brohl-Lützing

Weitere Hymnen mit deutschen Übersetzungen auch in:
Una voce-Korrespondenz 41 (2011), Heft 2, S. 197 - 204, Teil 1
Una voce-Korrespondenz 41 (2011), Heft 3, S. 275 - 286, Teil 2

Scholia

Gedenktag des Seligen ist der 22. März.

Bei der Veröffentlichung der beiden Hymnen "O gente felix hospita" und "O lux beata caelitum" von Papst Leo XIII. (1810 – 1903), die zu den jüngsten Hymnen im Breviarium Romanum gehören, wurden diese hier im "Hymnarium" als ein eindrückliches Beispiel dafür genannt, dass auch in neuerer Zeit kirchliche lateinische Hymnendichtung nicht nur denkbar, sondern möglich ist, selbst im Schatten scheinbar übermächtiger Vorbilder.

Hintergrund dieser Feststellung war die Erwartung, dass irgendwann eine Besinnung auf die ehrwürdige lateinische Sprache und ihre Bedeutung für die Liturgie erfolgen möchte, welche das Konzil ausdrücklich gewünscht hat und die noch immer die offizielle Kirchensprache ist (cf. Apostolische Konstitution "de latinitatis studio provehendo" Veterum sapientia von Papst Johannes XXIII. sowie das Motu proprio Latina Lingua von Benedikt XVI.)

Nun hat rund hundert Jahre nach dem Tod von Papst Leo XIII. Hansjürgen Bertram eine grössere Zahl beeindruckender Hymnen in lateinischer Sprache vorgelegt (2009), die im Breviarium Romanum "fehlen" (Hymni sacri qui in Breviario Romano desunt).

Papst Benedikt XVI. scheint von diesen Hymnen, als sie ihm vorgelegt wurden, angetan gewesen zu sein, verfügte er doch, wie aus einem Brief des Secretaria Status. Sectio pro generalibus negotiis vom 20. Oktober 2009 hervorgeht, dass sie der "Heiligen Kongregation für den Gottesdienst" vorgelegt würden (Quod attinet ad hymnarium vel hymnorum novorum collectionem, Congregationi Pro Cultu Divino exemplar Tuum Ipse proponere dignabitur diligenti iudicio perpendendum, si qui Breviario translaticio queant inseri, potissimum quos in honorem Sanctorum novorum panxisti, quod tamen ne praeveniatur, enixe commonet.).

In Zeiten allerdings, da vielen Vertretern der Kirche der Sinn für sakrale und liturgische Sprache abhanden gekommen ist, da es ihnen förmlich die Sprache verschlagen hat, sie nicht in der Lage sind die lateinische Rücktrittserklärung des Papstes zu verstehen und sie Zuflucht zum Jargon der Strasse nehmen, besteht wenig Hoffnung, dass eine solche Kongregation den Schatz erkennt, der ihr zugeleitet wurde und in ihm ein Beispiel und Vorbild erkennt, um die Sprachlosigkeit zu überwinden.

Der Verfasser der lateinischen Hymnen hat einige von ihnen unter Beibehaltung der metrischen Form in die deutsche Sprache übertragen, und es ist vorgesehen, dass weitere Übersetzungen folgen.

Das Spektrum dieser "neuen" Hymnen ist erstaunlich groß und vielfältig; es reicht von Heiligen wie Ephräm dem Syrer, Augustinus, Bonifatius, Bernhard von Clairvaux, Elisabeth von Thüringen bis zu Thomas Morus, Paulus Miki von Nagasaki, dem Pfarrer von Ars, zum seligen Kardinal John Henry Newman und den Heiligen neuerer Zeit wie Maria Goretti, Charles de Foucauld, Mutter Teresa, Maximilian Kolbe und Edith Stein.

Auch eine Hymne auf Papst Pius XII., desssen Seligsprechungsverfahren eingeleitet ist und dessen Gedenken dieser kleine Band gewidmet ist (Beatae memoriae Sanctitatis suae Pii Papae XIIi Pontificis Maximi Regiminis pro temporum adversatibus Fausti et benedicti) liegt vor.

Der selige Bischof Clemens August Kardinal Graf von Galen (* 16. März 1878 - † 22. März 1946 war von 1933 bis 1946 Bischof von Münster (Westfalen).
Er stammte aus einem alten westfälischen Adelsgeschlecht, wuchs auf dem Stammsitz Burg Dinklage auf, besuchte nach Unterrichtung durch einen Hauslehrer die Schulen in Feldkirch (Stella Matutina) und Vechta, studierte in Freiburg im Üechtland, in Inns¬bruck und in Münster.

Schon 1934 griff er in einem Hirtenbrief die NS-Ideologie an, predigte 1936 in Xanten über Gehorsam und die Freiheit des Gewissens und sprach davon, dass es in Deutschland frische Gräber gebe, in denen die Asche von Menschen ruhe, die als Märtyrer zu betrachten seien; und in drei Predigten vom Juli und August 1941 verurteilte er die Aufhebung von Klöstern, die Vertreibung von Patres und Schwestern und die vor-sätzliche Tötung von "lebensunwertem Leben". Diese Predigten wurden heimlich in ganz Deutschland verbreitet. Wegen seiner furchtlosen Haltung gegenüber dem Regime wurde der Bischof im Volk der Löwe von Münster genannt.

Kurz nach Kriegsende wurde der Bischof am 18. Februar 1946 von Papst Pius XII. zum Kardinal ernannt. Unter Papst Benedikt XVI. wurde Clemens August Kardinal Graf von Galen am 9.Oktober 2005 seliggesprochen.

Kardinal von Galen ist ein weithin leuchtendes Beispiel, ein wortgewaltiger Mahner, aber als aufrechte Gestalt auch ein steter Vorwurf für die Mitglieder des deutschsprachigen Episkopats, die es, abgesehen von ganz wenigen Ausnahmen, unterlassen, den Glauben zu verkünden, zu lehren, für ihn einzutreten, die offen gegen Rom Stellung beziehen, dem Papst den Gehorsam verweigern, kaum Anstalten treffen, für den Schutz des ungeborenen Lebens einzutreten, statt dessen von Pastoral, Milde und Barmherzigheit säuseln und deren höchstes Ziel es scheint, der Menge, der Welt und den Medien zu gefallen.

Auch für sie gilt, was der Verfasser des Hymnus auf Kardinal Graf von Galen in einem Lobpreis auf diesen darlegt.

Eminentissimi ac Reverendissimi Domini D. Clementis Augusti S.R.E Cardinalis de Galen laudatio

Christi incruentum martyra Pontifex
ornare Summus scit bene purpura
vobis, nepotes, tam remota
muricis atque globo recenti.

Unblutgen Zeugen Christi beschenkt zu Recht
mit Purpurkleid der Oberste Pontifex,
ein Wert euch Enkeln unerreichbar
wie auch den heutigen Purpurschnecken.

Und mit wachsendem Befremden mit Beklemmung stellt man fest, dass etliche dieser Purpurschnecken ihr garstiges Sekret unermüdlich absondern, scheinbar unbeirrt und offensichtlich ungestört.

Am 30. November 2013 hat Bundespräsident Joachim Gauck anlässlich eines Besuchs in Münster im St.-Paulus-Dom am Grab von Clemens August Kardinal Graf von Galen gebetet und eine Kerze angezündet.

metrum

Versmaß: ambrosianisch (metrum ambrosianum), akatalektische iambische Dimeter, anstelle der Iamben können an erster und dritter Stelle auch Spondäen und Anapäste stehen (vgl. Aldalbert Schulte, Die Hymnen des Breviers, S. 9f.).

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