In festo B. Ioannis Henrici Newman

Ioannes Georgius Bertram (Hansjürgen Bertram, *1937)

Lateinisch:

Sublime lumen Angliæ
quod per tenebras sæculi
fundit Dei scientiam
cordis calore nobili!

Ad culmen ipsum proferens
gradus per asperas vias,
diva repletus gratia
expandis alas regias.

Dum Christianis fontibus
magis magisque approximas
scriptis, sacris homiliis
mentes propinquas attrahis.

Ecclesiæ novus Patrum
paternus ipse filius
nos esse Corpus edoces
unumque Christi mysticum.

Qua conditast Ecclesia,
petram fuisse percipis
et esse et invictam fore
per sæculorum sæcula.

Dum pertinaces te vocant
apostatam vel transfugam,
ad veritatis limina
fortis viator advenis.

Ornatus alta purpura
is, qui fuisti, permanes,
mitis, piæ prudentiæ
exemplar immutabile.

Nobis, Beata Trinitas,
ex Patre Verbum, Caritas,
Beatus iste, quæsumus,
sit vera lux errantibus.
Amen

Deutsch:

Erhabene Leuchte Albions,
die in die Finsternis der Welt
mit Huld und edler Herzensglut
die Gottesweisheit ausgestrahlt!

Auf rauhen Wegen lenkst den Schritt
du hin zum höchsten Gipfelpunkt,
erfüllt mit Gottes Gnade, spannst
du wie der Aar die Schwingen aus.

Des Christentumes Quellen strebst
du näher stets und näher zu.
Mit Schriften und vom Predigtstuhl
ziehst du verwandte Seelen an.

Der Kirchenväter jüngster Sohn,
fürwahr, ja selber väterlich
gibst zu verstehn, daß wir miteins
der mystische Leib Christi sind.

Und du erkennst, daß auf dem Fels
die Eine Kirche fest beruht
und daß derselbe unbesiegt
durch alle Zeiten dauern wird.

Zwar die Verstockten schelten dich
den Überläufer, Apostat;
doch tapfrer Pilger, der du bist,
kommst du am Port der Wahrheit an.

Im Schmuck des Purpurs bleibst du stets
derselbe, der du vorher warst,
voll Sanftmut, frommer Klugheit Bild,
standhaft und unveränderlich.

Laß, Heiligste Dreifaltigkeit,
Sohn aus dem Vater, Liebesgeist,
den Sel‘gen hier, wir bitten dich,
den Irrenden ein Leuchtturm sein!
Amen.

Deutsch von Hansjürgen Bertram

fontes

Ioannes Georgius Bertram (Hansjürgen Bertram), Hymnarium Suppletivum. Hymni sacri qui in Breviario Romano desunt. 2009, Anhang (Hymni hymnario inserendi)

Die Übertragung dieser Hymne, die der Verfasser selbst vorgenommen hat, wird hier zum ersten Mal veröffentlicht.

Das "Hymnarium Suppletivum" ist beim Verfasser erhältlich (Preis Euro 8,00 plus Versandkosten): Hansjürgen Bertram, Leyler Weg 21, 56656 Brohl-Lützing

Teildruck mit deutschen Übersetzungen auch in:

Una voce-Korrespondenz 41 (2011), Heft 2, S. 197 - 204, Teil 1
Una voce-Korrespondenz 41 (2011), Heft 3, S. 275 - 286, Teil 2

scholia / marginalia

Gedenktag des Seligen ist der 9. Oktober.

Bei der Veröffentlichung der beiden Hymnen "O gente felix hospita" und "O lux beata caelitum" von Papst Leo XIII. (1810 – 1903), die zu den jüngsten Hymnen im Breviarium Romanum gehören, wurden diese hier im "Hymnarium" als ein eindrückliches Beispiel dafür genannt, dass auch in neuerer Zeit kirchliche lateinische Hymnendichtung nicht nur denkbar, sondern möglich ist, selbst im Schatten scheinbar übermächtiger Vorbilder.

Hintergrund dieser Feststellung war die Erwartung, dass irgendwann eine Besinnung auf die ehrwürdige lateinische Sprache und ihre Bedeutung für die Liturgie erfolgen möchte, welche das Konzil ausdrücklich gewünscht hat und die noch immer die offizielle Kirchensprache ist (cf. Apostolische Konstitution "de latinitatis studio provehendo" Veterum sapientia von Papst Johannes XXIII. sowie das Motu proprio Latina Lingua von Benedikt XVI.)

Nun hat rund hundert Jahre nach dem Tod von Papst Leo XIII. Hansjürgen Bertram eine grössere Zahl beeindruckender Hymnen in lateinischer Sprache vorgelegt (2009), die im Breviarium Romanum "fehlen" (Hymni sacri qui in Breviario Romano desunt).

Papst Benedikt XVI. scheint von diesen Hymnen, als sie ihm vorgelegt wurden angetan gewesen zu sein, verfügte er doch, wie aus einem Brief der Secretaria Status. Sectio pro generalibus negotiis vom 20. Oktober 2009 hervorgeht, dass sie der "Heiligen Kongregation für den Gottesdienst" vorgelegt würden (Quod attinet ad hymnarium vel hymnorum novorum collectionem, Congregationi Pro Cultu Divino exemplar Tuum Ipse proponere dignabitur diligenti iudicio perpendendum, si qui Breviario translaticio queant inseri, potissimum quos in honorem Sanctorum novorum panxisti, quod tamen ne praeveniatur, enixe commonet.).

In Zeiten allerdings, da vielen Vertretern der Kirche der Sinn für sakrale und liturgische Sprache ab­handen gekommen ist, da es ihnen förmlich die Sprache verschlagen hat, sie nicht in der Lage sind die lateinische Rücktrittserklärung des Papstes zu verstehen und sie Zuflucht zum Jargon der Strasse nehmen, besteht wenig Hoffnung, dass eine solche Kongregation den Schatz erkennt, der ihr zugeleitet wurde und in ihm ein Beispiel und Vorbild erkennt, um die Sprachlosig­keit zu überwin­den.

Der Verfasser der lateinischen Hymnen hat einige von ihnen unter Beibehaltung der metrischen Form in die deutsche Sprache übertragen, und es ist vorgesehen, dass weitere Übersetzungen folgen.

Das Spektrum dieser "neuen" Hymnen ist erstaunlich groß und vielfältig; es reicht von Heiligen wie Ephräm dem Syrer, Augustinus, Bonifatius, Bernhard von Clairvaux, Elisabeth von Thüringen bis zu Thomas Morus, Paulus Miki von Nagasaki, dem Pfarrer von Ars, zum seligen Kardinal John Henry Newman und den Heiligen neuerer Zeit wie Maria Goretti, Charles de Foucauld, Mutter Teresa, Maximilian Kolbe und Edith Stein.

Auch eine Hymne auf Papst Pius XII., desssen Seligsprechungsverfahren eingeleitet ist und dessen Gedenken dieser kleine Band gewidmet ist (Beatae memoriae Sanctitatis suae Pii Papae XIIi Pontificis Maximi Regiminis pro temporum adversatibus Fausti et benedicti) liegt vor.

metrum

Versmaß: ambrosianisch (metrum ambrosianum), akatalektische iambische Dimeter, anstelle der Iamben können an erster und dritter Stelle auch Spondäen und Anapäste stehen (vgl. Aldalbert Schulte, Die Hymnen des Breviers, S. 9f.).

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