Iam lucis orto sidere
Geschrieben von: Ambrosius von Mailand
Aurelius Ambrosius (339/40 –397)
Lateinisch:
Iam lucis orto sidere
Deum precemur supplices
Ut in diurnis actibus
Nos servet a nocentibus.
Linguam refrænans temperet,
Ne litis horror insonet:
Visum fovendo contegat,
Ne vanitates hauriat.
Sint pura cordis intima,
Absistat et vecordia,
Carnis terat superbiam
Potus cibique parcitas.
Ut cum dies abscesserit,
Noctemque sors reduxerit,
Mundi per abstinentiam
Ipsi canamus gloriam.
Deo Patri sit gloria,
Eisusque soli Filio,
Cum Spiritu Paraclito,
Nunc, et per omne sæculum. Amen.
Deutsch:
Da sich nun das Tagesgestirn erhoben hat,
so wollen wir Gott flehentlich bitten,
daß er uns bei den Geschäften des Tages
vor schädlichen Dingen bewahre.
Die Zunge möge er zügelnd im Zaume halten,
damit kein schreckenerregender Streit erschalle;
das Gesicht möge er gnädig beschützen,
damit es nicht Eitles in sich aufnehme.
Rein möge das Innere des Herzens sein,
fern bleibe auch der Unverstand;
den Übermut des Fleisches möge zügeln
die Mäßigkeit in Speise und Trank.
Damit, wenn der (Lebens)tag abgelaufen ist,
und das Schicksal die Nacht herbeigeführt hat,
wir rein infolge der Enthaltsamkeit
ihm Ruhm singen können.
Ruhm sei Gott dem Vater
Und seinem einzigen Sohne,
samt dem heiligen Geist, dem Tröster,
jetzt und in alle Ewigkeit. Amen
Deutsch von Adalbert Schulte
scholia / marginalia
Dominica ad Primam.
An Sonntagen zur Prim.
Das Brevarium Romanum erweitert den Hymnus um eine formelhafte Schlussstrophe (Doxologie).
metrum
Versmaß: ambrosianisch (metrum ambrosianum), akatalektischer iambischer Dimeter, anstelle der Iamben können an erster und dritter Stelle auch Spondäen und Anapäste stehen (vgl. Aldalbert Schulte, Die Hymnen des Breviers, S. 9f.).