Splendor paternae gloriae
Geschrieben von: Ambrosius von Mailand
Aurelius Ambrosius (339/40 – 397)
Lateinisch:
Splendor paternæ gloriæ,
De luce lucem proferens,
Lux lucis et fons luminis,
Diem dies illuminans
Verusque sol, illabere
Micans nitore perpeti
Iubarque sancti spiritus
Infunde nostris sensibus.
Votis vocemus et patrem,
Patrem perennis gloriæ,
Patrem potentis gratiæ
Culpam releget lubricam.
Informet actus strenuos,
Dentem retundat invidi,
Casus secundet asperos,
Donet gerendi gratiam.
Mentem gubernet et regat
Casto, fideli corpore,
Fides calore ferveat,
Fraudis venena nesciat.
Christusque noster sit cibus,
Potusque noster sit fides,
Læti bibamus sobriam
Ebrietatem spiritus.
Lætus dies hic transeat,
Pudor sit ut diluculum,
Fides velut meridies,
Crepusculum mens nesciat.
Aurora cursus provehat,
Aurora totus prodeat,
In patre totus filius
Et totus in verbo pater.
Deutsch:
O Abglanz der Herrlichkeit des Vaters,
Licht bringend vom Lichte,
Licht des Lichtes und Quelle der Helle,
Tag erleuchtend den Tag.
Und lasse dich hernieder, wahre Sonne,
die du schimmerst in unaufhörlichem Glanze
und senke in unsere Herzen
die Strahlen des heiligen Geistes.
Laßt und in Bitten auch anrufen den Vater,
den Vater der mächtigen Gnade,
den Vater der unvergänglichen Herrlichkeit,
daß er fernhalte die gefährliche Schuld.
Daß er uns Kraft verleihe zu männlichen Taten,
ausstoße die Zähne des Neiders,
uns beistehe in harter Lage und
Anleitung gebe recht zu handeln.
Den Geist möge er leiten und regieren,
daß die heilige Reinheit in uns bleibe,
der Glaube immer heller lodere
und nichts vom Geist des Zweifels wisse.
Christus sei unsere Speise,
und unser Trank sei der Glaube,
fröhlich laßt uns trinken die nüchtene
Spende des heiligen Geistes.
Glücklich möge dieser Tag vorübergehen,
wie die Morgenröte sei die Schamhaftigkeit,
wie der Mittag der Glaube, doch
eine Dämmerung möge die Seele nicht kennen.
Die Morgenröte führt herauf das Licht,
mit dem Lichte aber möge bei uns
einkehren mit dem Vater ganz der Sohn
und mit dem Worte ganz der Vater.
Deutsch von Adalbert Schulte
fontes
Breviarium Romanum
Guido Maria Dreves, Clemens Blume, Ein Jahrtausend Lateinischer Hymnendichtung. Erster Teil, S. 8f.
Adalbert Schulte, Die Hymnen des Breviers, S. 40 ff.
scholia / marginalia
Feria secunda ad Laudes
Zu den Laudes an Montagen
An die letzte Strophe fügt das Brevier für den liturgischen Gebrauch eine formelhafte Schlussstrophe (Doxologie) an:
Deo Patri sit gloria,
eiusque soli Filio,
cum Spiritu Paraclito,
nunc et per omne saeculum. Amen
Ruhm sei Gott dem Vater
und seinem einzigen Sohne,
samt dem heiligen Geist, dem Tröster,
jetzt und in alle Ewigkeit. Amen.
Diese Hymne muss schon früh sehr geschätzt worden sein, denn bereits in althochdeutscher Zeit wurde versucht, sie ins Deutsche zu übertragen. Jacob Grimm hat eine althochdeutsche Fassung, von der hier die ersten beiden Strophen als Kostproben folgen, erstmals veröffentlicht:
schimo faterlicher tiurida
fona leohte leoht frampringanter
leoht leohtes inti prunno leohtes
tak tago leohtanter.
uuarhaft ioh sunna in slifanne
scinanter scimin [clizze] emazzigemu
ioh heitarnissa uuihes atumes
inguiz unserem inhuctim.
Quelle: Jacob Grimm. Ad auspicia professionis philosophiae ordinariae in Academia Georgia Augusta rite capienda invitat Jacobus Grimm. Inest hymnorum veteris ecclesiae XXVI. Interpretatio theotisca nunc primum edita. Gottingae MDCCCXXX, p. 23
Siehe ferner: Joh. Kayser, Beiträge zur Geschichte und Erklärung der ältesten Kirchenhymnen. Paderborn 1881, S. 195 - 218
„Der von frohgläubiger Morgenstimmung beschwingte Hymnus feiert den Gottssohn als das wahre lebensspendende Licht [ein schon urchristliches Motiv] und knüpft weiter daran die Bitte an Christus, auch uns dieses Licht durch Vermittlung des Hl. Geistes zukommen zu lassen. Sodann wendet er sich an Gott den Vater, er möge den Tag über alle Gefährdung fernhalten.“ (Andreas Schwerdt, Hymnen und Sequenzen, S. 83)
metrum
Versmaß: ambrosianisch (metrum ambrosianum), akatalektische iambische Dimeter, anstelle der Iamben können an erster und dritter Stelle auch Spondäen und Anapäste stehen (vgl. Aldalbert Schulte, Die Hymnen des Breviers, S. 9f.).