Quicumque Christum quæritis

Aurelius Prudentius Clemens (348 - 415/25)

Quicumque Christum quæritis,
Oculos in altum tollite:
Illic licebit visere
Signum perennis gloriæ.

Illustre quiddam cernimus,
Quod nesciat finem pati,
Sublime, celsum, interminum,
Antiquius cælo et chao.

Hic ille Rex est Gentium,
Populique Rex iudaici,
Promissus Abrahæ patri,
Eiusque in ævum semini.

Hunc et prophetis testibus,
Iisdemque signatoribus
Testator et Pater iubet
Audire nos et credere.

Iesu, tibi sit gloria,
Oui te revelas parvulis,
Cum Patre et almo Spiritu
In sempiterna sæcula. Amen.

Ihr alle, die ihr Christum suchet,
erhebet eure Augen in die Höhe
dort ist es vergönnt zu schauen
das Zeichen ewiger Herrlichkeit.

Wir sehen etwas Glänzendes,
das kein Ende nehmen kann,
hoch, erhaben, unbegrenzt,
älter als Himmel und Chaos.

Dies ist jener König der Heiden
und der König des jüdischen Volkes,
verheißen dem Vater Abraham
und seinem Samen in Ewigkeit.

Im Beisein der Propheten,
die zugleich seine Verkündiger waren,
befiehlt der Erblasser und Vater,
auf diesen zu hören und an ihn zu glauben.

O Jesus, dir sei Ruhm,
der du dich den Kleinen offenbarst,
mit dem Vater und dem gütigen Geiste
in alle Ewigkeit. Amen

Deutsch von Adalbert Schulte.

fontes

Breviarium Romanum
Adalbert Schulte, Die Hymnen des Breviers, S. 306ff.

scholia / marginalia

Die 6 Aug. In Transfiguratione D.N.I.C. ad Vesperas.
Am Fest der Verklärung Christi zur Vesper und zur Matutin.

"Dieser Hymnus ist dem zwölften Gedicht der der Kathemerinen von Prudentius entnommen (= V. 1 - 4; 37 - 44, 85 - 88), und zwar wurde derselbe unter Pius V. (1568) in das Brevier eingesetzt; in den alten Hymnologieen findet er sich demnach nicht." (Adalbert Schulte, Die Hymnen des Breviers, S. 306ff.)

Das Brevarium Romanum gibt also nur einen kleinen Bruchteil der ursprünglichen Fassung des Prudentius. Den originalen Strophen fügt das Brevier für den liturgischen Gebrauch ferner eine formelhafte Schluss­strophe an und verweist damit auf das Festgeheimnis.

Die ursprüngliche Dichtung des Prudentius umfasst 52 Strophen. Die vier in diesen Hymnus des Breviers übernommenen Strophen lassen kaum etwas von der Anlage und Schönheit des vollständigen Gedichts ahnen, in dem der Dichter die Erscheinung des Herrn mit dem Erscheinen des Stern über Bethlehem verkündet. Um die großartige Schönheit dieses Hymnus wenigstens anzudeuten, folgen hier die ursprüng­lichen Eröffnungsstrophen.

Quicumque Christum quæritis,
Oculos in altum tollite:
Illic licebit visere
Signum perennis gloriæ.

Hæc stella, quæ solis rotam
Vincit decore ac lumine,
Venisse terris nuntiat
Cum carne terrestri Deum.

Non illa servit noctibus
Secuta lunam menstruam,
Sed sola cælum possidens
Cursum dierum temperat.

Arctoa quamvis sidera
In se retortis motibus
Obire nolint, attamen
Plerumque sub nimbis latent.

Hoc sidus æternum manet,
Hæc stella nunquam mergitur,
Nec nubis occursu abdita
Obumbrat obductam facem.

 

Ihr alle, die ihr Christus sucht,
erhebt eure Augen zum Himmel -
dort könnt ihr sehen
das Zeichen der ewigen Herrlichkeit.

Dieser Stern, der das Rad der Sonne
an Pracht und Leuchtkraft übertrifft,
verkündet, dass auf Erden gekommen ist
Gott in irdischem Fleisch.

Dieser dient nicht den nächtlichen Gewalten
und folgt nicht dem Wandel des Mondes,
als alleiniger Herr des Himmels
bestimmt er den Lauf der Tage.

Die Sterne des Bären
kreisen immer um sich selbst,
und wollen niemals untergehen,
aber oft bleiben sie doch im Gewölk verborgen.

Dieses Gestirn steht fest in Ewigkeit
dieser Stern geht niemals unter.
Und nie versteckt er, vom Flug der
Wolkenschleier verhüllt, sein Gesicht in Dunkelheit.

(Deutsch von Michael Charlier)

 

metrum

Versmaß: ambrosianisch (metrum ambrosianum), akatalektischer iambischer Dimeter, anstelle der Iamben können an erster und dritter Stelle auch Spondäen und Anapäste stehen (vgl. Aldalbert Schulte, Die Hymnen des Breviers, S. 9f.).

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