O sol salutis intimis

Anonymus

Lateinisch:

O sol salutis, intimis,
Iesu, refulge mentibus,
Dum nocte pulsa gratior
Orbi dies renascitur.

Dans tempus acceptabile,
Da lacrimarum rivulis
Lavare cordis victimam,
Quam læta adurat caritas.

Quo fonte manavit nefas,
Fluent perennes lacrimæ,
Si virga pœnitentiæ
Cordis rigorem conterat.

Dies venit, dies tua,
In qua reflorent omnia:
Lætamur et nos in viam
Tua reducti dextera.

Te prona mundi machina
Clemens adoret Trinitas
Et nos novi per gratiam
Novum canamus canticum. Amen.

Deutsch:

O Sonne des Heils,
Jesus, leuchte hinein in das Innere der Seele,
da die Nacht vergangen und willkommener
über dem Erdkreis der Tag wieder anbricht.

Die gnadenreiche Zeit verleihest du,
gib auch, dass wir in Tränenbächen
des Herzens Opfer abwaschen,
das gern die Liebe anzünden will.

Aus derselben Quelle, aus der das Böse
entsprang, sollen immerdar die Tränen
fließen, wenn die Rute der Reue
durchbrochen hat die Kälte des Herzens.

Der Tag kommt, dein Tag,
an dem alles wieder erblüht;
möchten auch wir uns dann freuen,
auf den Weg geführt von deiner Rechten.

Dich, o gütige Dreifaltigkeit, möge in
Demut die Weltenordnung anbeten,
und wir, neugestaltet durch deine Gnade,
wollen dir ein neues Lied singen. Amen.

Deutsch von Adalbert Schulte

fontes

Breviarium Romanum
Adalbert Schulte, Die Hymnen des Breviers, S. 154ff.

scholia / marginalia

Ad Laudes in Quadragesima
Zu den Laudes an Quadragesima (Hymne in der Fastenzeit)

Dieser Hymnus stellt die für das Brevier überarbeitete bzw. nachgedichte Fassung des älteren "Iam Christe, sol iustitæ" dar.

"Der Hymnus ist seinem Inhalt nach für die Fastenzeit gedichtet. Er kennzeichnet schön die richtig genutzte Fastenzeit als eine gnadenreiche Zeit, an deren Beschluß als Ausdruck der gewonnenen seelischen Erneuerung 'ein neues Lied', ein Osterlied, erklingen soll. - Zeitlich gehört der Hymnus (...) wohl dem Übergang vom sechsten zum siebten Jahrhundert an."

Andreas Schwerd, Hymnen und Sequenzen. München 1954, S. 92

tempus acceptabile (II, 1) ist ein Hinweis auf die 'gnadenreiche Fastenzeit' (vgl. 2 Kor. 6,2)

metrum

Versmaß: ambrosianisch (metrum ambrosianum), akatalektische iambische Dimeter, anstelle der Iamben können an erster und dritter Stelle auch Spondäen und Anapäste stehen (vgl. Aldalbert Schulte, Die Hymnen des Breviers, S. 9f.).

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