Verbum supernum prodiens

Thomas Aquinas (um 1224 - 1274)

Lateinisch:

Verbum supernum prodiens,
Nec patris linquens dexteram,
Ad opus suum exiens
Venit ad vitæ vesperam.

In mortem a discipulo
Suis tradendus æmulis,
Prius in vitæ ferculo
Se tradidit discipulis.

Quibus sub bina specie
Carnem dedit et sanguinem,
Ut duplicis substantiæ
Totum cibaret hominem.

Se nascens dedit socium,
Convescens in edulium,
Se moriens in pretium,
Se regnans dat in præmium.

O salutaris hostia,
Quæ cæli pandis ostium,
Bella premunt hostilia,
Da robur, fer auxilium.

Uni trinoque Domino
Sit sempiterna gloria,
Qui vitam sine termino
Nobis donet in patria.

Deutsch:

Das himmlische Wort trat in die Erscheinung,
ohne des Vaters Rechte zu verlassen,
zu seinem Werke ging er aus
und gelangte an den Abend seines Lebens.

Als er von einem Schüler seinen Feinden
zum Tode überliefert werden sollte,
gab er sich zuerst seinen Jüngern
zur Speise des Lebens.

Unter zweifacher Gestalt gab er ihnen
sein Fleisch und Blut, um den Menschen,
der aus zwei Bestandteilen zusammengesetzt
ist, ganz zu speisen.

Durch seine Geburt hat er sich uns
zum Genossen gegeben, bei dem Mahle
zur Speise, durch seinen Tod zum Lösegeld,
als Herrscher gibt er sich zum Lohn.

O Erlösung bringendes Opferlamm,
das die Türe des Himmel öffnet,
bedrängen uns feindliche Anfechtungen,
dann verleihe Kraft, bringe Hilfe

Dem dreieinigen Gott
sei immerwährende Ehre,
der Leben ohne Ende
uns scheken möge im Vaterland.

Deutsch von Adalbert Schulte

fontes

Breviarium Romanum
Guido Maria Dreves, Clemens Blume, Ein Jahrtausend Lateinischer Hymnendichtung. Erster Teil, S. 358
Adalbert Schulte, Die Hymnen des Breviers, S. 205ff.

scholia / marginalia

De corpore Christi Hymnus ad Laudes
Am Fronleichnamsfest zu den Laudes

„Wieder stellt Thomas von Aquin in durchsichtiger Beziehung zum Festcharakter die Einsetzung des Altarssamkraments in denMittelpunkt seiner Dichtung und weist abschließend auf die aus ihm dem Menschen zuströmenden Gnaden hin.“ (Andreas Schwerd, Hymnen und Sequenzen. München 1954, S. 108)

 

metrum

Versmaß: ambrosianisch (metrum ambrosianum), aktalektische iambische Dimeter, anstelle der Iamben können an erster und dritter Stelle auch Spondäen und Anapäste stehen (vgl. Aldalbert Schulte, Die Hymnen des Breviers, S. 9f.).

Zudem "aber doch akzentuiernde Verssprache in jambischem Rhythmus! Am Versanfang häufige (erlaubte!) Tonbeugung, 'schwebender Akzent'". (Andreas Schwerd, Hymnen und Sequenzen. München 1954, S. 108)

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