Te ferant linguae

Anonymus

Lateinisch:

Te ferant linguæ celebrentque pennæ,
te simul totus moduletur orbis
sæculis cunctis Monicæ vigebit
gloria matris.

Africam linquis patriasque sedes,
mille spumantis pelagi procellas
spernis et natum sequeris remotas
mæsta per urbes.

Fletus oppugnat sophiam tumentem,
filius cedit lacrimis subactus,
hæresum victrix tremefacta in orcum
monstra relegas.

Nam tuæ tandem lacrimæ precesque
cor tui durum rigidumque nati
ad Dei magni meruere sacrum
vertere cultum.

Vincis in nato Fidei rebelles
tot feros veræ pietatis hostes.
Hæc tuo nobis veniunt opimo
parta triumpho.

Mater, o longo satiata voto!
Africam quæris? Satagunt supernæ
patriæ cives, properes ad astra,
alma virago.

Laus, honor Patri parilique Nato
Flamini et Sancto decus omne in ævum,
qui vigens trinus Deus unus idem
regnat in astris!

Amen.

Deutsch:

Zungen mögen preisen dich, mögen's Federn!
Ja, der ganze Erdkreis soll dir lobsingen!
Wird der Mutter Monika Ruhm doch fernste
Zeiten durchstrahlen.

Afrika, dein Heimatland lässt zurück du,
achtest nicht des schäumenden Meers Gefahren,
folgst dem Sohn bis hin in entlegne Städte
traurigen Herzens.

Tränenflut bestürmt die geblähte Weisheit,
bis der Sohn am Ende erliegt und nachgibt.
Aller Irrlehr' Scheusale zittern, schickst sie
siegreich zur Hölle.

Denn die Tränen, die du vergoßt, dein Beten
war's, das deines Sohnes verhärtet Herz zum
wahren Kult der ewigen Gottheit führte.
Frau, dein Verdienst ist's!

Du besiegst im Sohne die Apostaten,
tausendfach die Feinde des wahren Glaubens.
Einzig du hast diesen Triumph, den großen,
für uns erworben.

Mutter du, ermattet vom langen Beten,
willst zurück nach Afrika? Ach, der Himmel
will stattdessen, dass du zu ihm emporeilst,
heilige Heldin.

Lob und Preis dem Vater sowie dem Sohne
und dem Heilgen Geist bis in alle Zeiten,
der dreifaltig Gott ist und ewig Einer,
Herr aller Sterne!

Amen.

Deutsch von Hans Jürgen Bertram

fontes

Eine vor das Brevier zurückgehende Quelle für den hier wiedergegebenen Wortlaut ist derzeit nicht feststellbar. Derselbe Hymnus mit nur wenigen Textvarianten findet sich in Breviarium Augustinianum.

Breviarium Augustinianum ad usum fratrum et monialium ordinis eremtiarum S. Augustini, Officia & ritus Breviarii Romani, nec non suis locis, ex concessione Apostolica, eiusdem Ordinis propria emplectens. Pars hiemalis. Antverpiae, ex typographia Plantiniana, 1718, S. 133

scholia / marginalia

Ad vesperas
Zu den Vespern

Gedenktag der Heiligen ist der 4. Mai.

Die sechs Strophen im Breviarium Augustinianum stimmen weitgehend, wenn auch nicht vollständig, mit unserem Wortlaut überein, nur die Doxologie (letzte Strophe) ist eine völlig andere; sie lautet im Breviarium Augustinianum folgendermaßen:

Sit decus Patri, genitæque Proli,
Et tibi compar utriusque virtus
Spiritus semper, Deus unus omni
Temporis ævo.

Amen.

Monika von Tagaste (* um 332 - † Oktober 387)

Die Heilige Monika ist die Mutter des Heiligen Augustinus und wurde von ihren Eltern christlich erzogen. Sie heiratete den römischen Beamten Patricius, den sie durch ihr vorbildliches Beispiel zum Christentum führte.

Ihr Sohn Augustinus ging nach seinen Studien zuerst nach Karthago, dann nach Rom und Mailand. Die Mutter litt darunter, dass ihr Sohn ein ausschweifendes Leben führte. Sie richtete ihre inständigen Gebete zu Gott, dass ihr Sohn zum christlichen Glauben finden möge. Sie folgte ihm nach Mailand und sah ihre Bitten erfüllt, als sich Augustinus dem Christentum zuwandte und sich vom heiligen Ambrosius taufen ließ. 387 machte sie sich mit ihrem Sohn auf die Reise, um nach Afrika zurückzukehren. Bevor sie sich jedoch in der Hafenstadt Ostia zur Überfahrt nach Afrika einschiffen konnte, verstarb sie und wurde in Ostia beigesetzt.

In seinen Confessiones schreibt Augustinus dazu:

„Fünf Tage nachher erkrankte Monica am Fieber. Während ihrer Krankheit überkam sie eines Tages eine Ohnmacht und verlor auf Augenblicke die Besinnung. Wir redeten zu ihr, schnell aber kehrte ihr Bewußtsein zurück, sie sah mich und meinen Bruder, die wir an ihrem Lager standen, an und sagte zu uns in fragendem Tone: Wo war ich? Und als sie uns von der Trauer überwältigt sah, setzte sie hinzu: Ihr werdet hier eure Mutter bestatten. Ich schwieg, indem ich meine Tränen Einhalt gebot. Mein Bruder aber sagte, daß sie ja hoffentlich hier in der Fremde nicht sterben werde, sondern einen seligeren Tod in der Heimat. Als sie dies hörte, blickte sie ihn mit stillem Vorwurfe an, daß er an so etwas dächte, wandte sich dann zu mir und sagte: „Siehe, was er sagt“, und dann noch einmal zu uns beiden: Bestattet hier irgendwo meinen Leib und macht euch deshalb keine Sorge; nur dies erbitte ich von euch, daß ihr am Altar des Herrn meiner gedenkt, wo ihr auch sein mögt! (...)

Ich aber gedachte deiner Gaben, unsichtbarer Gott, die du in die Herzen deiner Gläubigen einsenkst, damit aus ihnen wunderbare Frucht hervorsprossen, ich freute mich und dankte dir, weil ich mich daran erinnerte, wie ängstlich sie immer um ihr Grab besorgt gewesen war, daß sie sich neben der Leiche ihres Gatten ausersehen und vorbereitet hatte. Denn da sie in großer Eintracht gelebt hatten, so wünschte sie, wie denn der Menschen Sinn ist, so lange er für das Göttliche noch weniger empfänglich bleibt, es möchte dies eine noch zu ihrem Glück hinzukommen, daß in der Erinnerung der Menschen fortlebe, wie es nach einer langen Seereise es ihr vergönnt sei, daß die irdischen Reste der beiden Gatten bei einander begraben würden. Wann aber dieser nichtige Wunsch durch die Fülle deiner Güte begonnen hatte aus ihrem Herzen zu weichen, ich wußte es nicht. (...)Ich hörte auch nachher, daß sie bei unserem Aufenthalte in Ostia mit einigen meiner Freunde in mütterlicher Vertraulichkeit – ich war selbst nicht zugegen – über die Betrachtung dieses Lebens und dem Gute des Todes sprach; als sie diese Tugend, die du ihr gegeben hattest, bewunderten und sie fragten, ob es ihr nicht schrecklich sei, so fern von der Heimat begraben zu werden, erwiderte sie: „Nicht ist fern von Gott und ich fürchte nicht, daß er am Ende der Zeit, die Stätte, wo er mich auferweckte, nicht kennen wird!“ (Augustinus, Confessiones IX,11; deutsch von Otto F. Lachmann)

metrum

Versmaß: sapphische Strophe (metrum sapphicum)

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